Adverse Selection and Moral Hazard in Anonymous Markets

ZEW Discussion Paper Nr. 13-050 // 2013
ZEW Discussion Paper Nr. 13-050 // 2013

Adverse Selection and Moral Hazard in Anonymous Markets

Anonyme Märkte wie solche, die im Internet tagtäglich geöffnet werden, sind gekennzeichnet durch asymmetrische Information zwischen den Marktteilnehmern. Tatsächlich weiß die Käuferin vor dem Tauschakt nicht, ob der Verkäufer das Gut korrekt beschrieben hat, und ob er nach ihrer Kaufentscheidung die Transaktion gewissenhaft durchführt.

Ohne Abhilfe lösen diese Informationsasymmetrien Adverse Selektion und Moralisches Risiko aus: Adverse Selektion entsteht dadurch, dass gewissenhafte Verkäufer den Markt verlassen (oder erst gar nicht in ihn eintreten), solange ihre Gewissenhaftigkeit durch die Käufer mangels korrekter ex ante Information nicht honoriert wird. Moralisches Risiko entsteht dadurch, dass aus dem gleichen Grund die im Markt verbleibenden Verkäufer ihre Anstrengungen gering halten. Die Konsequenzen von Adverser Selektion und Moralischem Risiko sind inzwischen theoretisch sorgfältig analysiert und gut verstanden. Jedoch gibt es bisher wenige empirische Tests zu den aus der Theorie abgeleiteten Hypothesen. Internetmärkte bieten dafür eine nützliche Umgebung. Aufgrund der offensichtlichen Konsequenzen entwickelten die Designer von Internet-Märkten schon aus Eigeninteresse frühzeitig Instrumente zur Abwehr der adversen Effekte; vor allem in Form von Reputationsmechanismen, unter denen Käufer und Verkäufer ihre Performanz gegenseitig bewerten und daraus Reputationskapital entwickeln können. Diese Mechanismen wurden im Laufe der Zeit verbessert, in Reaktion auf opportunistisches Berichtsverhalten auf beiden Marktseiten. Wir sammelten Käuferberichte vor und nach solchen Änderungen zur Analyse der qualitativen und quantitativen Effekte von Verbesserungen im Berichtssystem. Wir zeigen, dass diese Verbesserungen zu einer signifikanten Verbesserung der Käuferzufriedenheit führen. Die beobachtete Verbesserung ist besonders ausgeprägt für Verkäufer, die vor der Verbesserung nur mehr eine relative schlechte Reputation hatten. Statt den Markt zu verlassen, was eine naheliegende alternative Reaktion auf die Verbesserung des Berichtssystems gewesen wäre, zeigen die Ergebnisse eine signifikante Verbesserung ihres Verhaltens aus Sicht der Käufer, und zwar in allen bewerteten Dimensionen. Zur Entwicklung der von uns präferierten Interpretation entwickelten wir ein kleines Modell und leiteten daraus Vorhersagen betreffend Veränderungen bezüglich adverser Selektion und moralischem Risiko ab, die wir aus der beobachteten Veränderung im Berichtssystem erwarten. Vor der Änderung haben die Verkäufer den Anreiz, ein schlechtes Angebot als gut beschreiben, um damit höhere Preise zu erzielen, sowie Kosten einzusparen beim Vollzug der Transaktion. Der Anreiz liegt darin, dass die Käufer den Verkäufer dennoch gut bewerten, aus Furcht vor einer negativen Reaktion der Verkäufer auf ihre kritische Bewertung. Werden nun Käuferbefürchtungen über adverse Reaktionen der Verkäufer auf eine wahrheitsgemäß schlechte Bewertung von deren Verhalten beseitigt, dann werden die Käufer wahrheitsgemäß bewerten und die Verkäufer schlechtere Bewertungen als vor der Änderung erhalten. Diese reagieren darauf, indem sie entweder den Markt verlassen, oder sich anstrengen, um durch die Käufer verbesserte Bewertungen zu erhalten. Wir bewerten im Detail die Robustheit unseres Erklärungsansatzes gegen alternative Erklärungen und folgern, dass unsere Interpretation die empirischen Ergebnisse am besten erklärt, nämlich dass die Reduktion der Informationsasymmetrie, die ursprünglich durch Informationsverzerrungen induziert war, eine signifikante Reduktion im von den Verkäufern ausgeübten Moralischen Risiko, jedoch keine Reduktion in der Adversen Selektion der Verkäufer nach sich zieht.

Klein, Tobias J., Christian Lambertz und Konrad Stahl (2013), Adverse Selection and Moral Hazard in Anonymous Markets, ZEW Discussion Paper Nr. 13-050, Mannheim.

Autoren/-innen Tobias J. Klein // Christian Lambertz // Konrad Stahl