ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa erstmals wieder im positiven Bereich

Konjunkturindikator CEE

Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten für den mittel- und osteuropäischen Raum (CEE) steigen im Mai um 9,9 Punkte. Mit einem aktuellen Wert von 6,0 Punkten liegt der ZEW/Erste Group Bank Konjunkturindikator CEE zum ersten Mal seit September 2007 wieder im positiven Bereich.

Auch die Prognosen für die österreichische Volkswirtschaft sind optimistischer als im Vormonat. Der Indikator, der die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung in Österreich auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, steigt in der Mai-Umfrage um 6,6 Punkte und liegt nun bei 12,6 Punkten. Am deutlichsten erholt sich der Konjunkturindikator für die Eurozone. Er steigt um 31,0 Punkte und liegt nun bei 13,1 Punkten.

Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage sowohl für die CEE-Region als auch für Österreich hat sich im Mai verschlechtert. Der entsprechende Saldo für die CEE-Region sinkt um 6,4 Punkte auf minus 60,4 Punkte. Der Indikator, der die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation für Österreich reflektiert, sinkt um 21,8 Punkte und liegt nun bei minus 48,9 Punkten. Die Einschätzung der aktuellen Situation in der Eurozone stabilisiert sich demgegenüber in der Mai-Umfrage. Der Indikator steigt um 0,7 Punkte und liegt nun bei minus 66 Punkten.

Die Inflationserwartungen der Finanzmarktexperten für die CEE-Region und Österreich verharren im Mai auf nahezu unverändertem Niveau. Die entsprechenden Indikatoren liegen nahezu unverändert bei minus 44,0 Punkten bzw. minus 44,6 Punkten. Die Mehrheit der Analysten geht demnach weiterhin von sinkenden Inflationsraten aus. Dagegen verschieben sich die Erwartungen für die Eurozone mehrheitlich von einer sinkenden zu einer konstanten Inflationsrate. Nach der jüngsten Senkung des Leitzinses für die Eurozone auf ein Prozent nimmt der Anteil der Finanzmarktexperten, die mit einer weiteren Zinssenkung auf Sicht von sechs Monaten rechnen, deutlich ab. Der entsprechende Indikator liegt nun bei minus 47,0 statt bisher bei minus 65,9 Punkten.

Die prognostizierte Entwicklung der Aktienmarktindizes für die CEE-Region (NTX), Österreich (ATX) und für den Eurostoxx 50 auf Sicht von sechs Monaten hat sich im Mai gegenüber dem Vormonat zwar verschlechtert, bleibt dennoch weiterhin überwiegend positiv.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage für die einzelnen CEE-Länder zeichnen sich durch eine optimistische Einschätzung der Experten hinsichtlich der Konjunkturerwartungen auf Sicht von sechs Monaten aus. Alle Konjunkturindikatoren bewegen sich wieder in den positiven Bereich. Die aktuelle Umfrage reflektiert aber auch die kritische Beurteilung der Finanzmarktexperten in Bezug auf die aktuelle wirtschaftliche Lage der einzelnen CEE-Länder.

Kroatien

Die Konjunkturerwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung Kroatiens im nächsten halben Jahr sinken geringfügig um 1,5 Punkten auf 12,5 Punkte. Damit ist Kroatien die Ausnahme unter den CEE-Volkswirtschaften. Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage in Kroatien wird etwas schlechter als im Vormonat beurteilt. Der Saldo geht um 2,3 Punkte auf minus 42,8 Punkte zurück. Die Prognose der Umfrageteilnehmer hinsichtlich der Entwicklung des kroatischen Aktienmarkts verzeichnet den stärksten Rückgang unter den analysierten Kapitalmärkten. Der entsprechende Indikator sinkt um 20,6 Punkte. Der Saldo bleibt allerdings mit 12,1 Punkten weiterhin im positiven Bereich. Der Saldo, der die Erwartungen der Analysten hinsichtlich der Wechselkursentwicklung zwischen Euro und Kroatischer Kuna widerspiegelt, verharrt unverändert bei minus 16,7 Punkten. Die befragten Finanzmarktexperten gehen folglich von einer Abwertung der Kroatischen Kuna in den nächsten sechs Monaten aus.

Polen

Die Konjunkturerwartungen für Polen steigen im Mai um 21,8 Punkte und liegen nun bei 20,0 Punkten. Unter den analysierten Volkswirtschaften erzielt Polen mit 44 Prozent den höchsten Anteil an optimistischen Experten in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten. Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird dagegen von 60 Prozent der Umfrageteilnehmer negativ eingeschätzt. Der entsprechende Indikator fällt um 18,4 Punkte auf minus 48,0 Punkte. Eine zunehmende Mehrheit der Umfrageteilnehmer erwartet, dass der polnische Zloty gegenüber dem Euro im nächsten halben Jahr aufwertet.

Rumänien

Der Indikator der Konjunkturerwartungen für Rumänien klettert im Mai um 26,1 Punkte und erreicht mit 11,7 Punkten wieder den positiven Bereich. Im Gegensatz dazu bleibt die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit einem Saldo von minus 69,2 Punkten stark negativ. Die Erwartungen der Finanzmarktexperten hinsichtlich des Aktienmarktindizes BET sinken um 18,9 Punkte, rangieren aber mit einem Niveau von 10,9 Punkten weiterhin im positiven Bereich.

Slowakei

Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei steigen um 19,5 Punkte auf 11,8 Punkte. Allerdings beurteilen knapp 70 Prozent der Umfrageteilnehmer die aktuelle wirtschaftliche Lage pessimistisch. Der entsprechende Saldo sinkt um 31,3 Punkte auf minus 57,2 Punkte. Die Prognosen für die Entwicklung des slowakischen Aktienmarktindex SAX bewegen sich mit einem Saldo von 21,9 Punkten im Mittelfeld unter den anderen Aktienmarktindizes.

Tschechische Republik

Ähnlich wie im Vormonat erzielt die Tschechische Republik im Ländervergleich die optimistischste Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung im nächsten halben Jahr. Im Mai verbessern sich die Konjunkturerwartungen um 18,6 Punkte auf 24,1 Punkte. Dagegen sinkt der Saldo, der die aktuelle wirtschaftliche Lageeinschätzung darstellt am stärksten unter den analysierten Volkswirtschaften. Der Indikator sinkt im Mai um 32,1 Punkte auf minus 52,8 Punkte. Dem Tschechischen Aktienmarktindex PX50 trauen die Experten am meisten zu. Der entsprechende Indikator erzielt mit 28,0 Punkten den besten Wert unter den CEE-Ländern.

Ungarn

Die Erwartungen der Finanzmarktexperten hinsichtlich der Konjunkturentwicklung in Ungarn verbessern sich im Mai deutlich. Der entsprechende Indikator steigt um 20,9 Punkte auf 15,3 Punkte. Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Ungarn wird allerdings kritisch eingeschätzt. Der entsprechende Indikator sinkt um 5,7 Punkte und steht nun bei minus 71,7 Punkten. Dies ist der niedrigste Wert in dieser Kategorie unter den analysierten Ländern. Nahezu 80 Prozent der Experten gehen von einer Zinssenkung durch die Ungarische Nationalbank in den nächsten sechs Monaten aus.

Sonderfrage

Die Sonderfrage im Mai beschäftigt sich mit der Geldpolitik der Zentralbanken in der CEE-Region, im Euroraum und in den USA sowie mit fiskalpolitischen Maßnahmen in den genannten Regionen. Bewertet wird insbesondere die Wirksamkeit der Instrumente und Maßnahmen im Hinblick auf die Liquiditätssituation der Banken während der Krise und einer Stimulierung der Konjunktur. Ferner stehen mögliche Inflationsrisiken im Mittelpunkt.

Rund zwei Drittel der Finanzmarktexperten sind überzeugt, dass eine Ausweitung der notenbankfähigen Sicherheiten sowie längerfristige Offenmarktoperationen am besten geeignet sind, um die Kreditvergabe anzukurbeln.

Geldpolitische Maßnahmen sind nach Einschätzung der Finanzmarktexperten besser geeignet, die Konjunktur zu beleben, als fiskalpolitische Maßnahmen. Allerdings wird die Wirkung fiskalpolitischer Instrumente leicht häufiger von den Analysten mit der Höchstwertung "sehr effizient" beschrieben. Die befragten Experten gehen davon aus, dass sowohl geld- als auch fiskalpolitische Maßnahmen in der Eurozone und den USA effektiver sind als in den Ländern der CEE-Region.

Gleichzeitig geht die die Mehrheit der Umfrageteilnehmer davon aus, dass das Inflationsrisiko in den Volkswirtschaften der CEE-Region geringer ist als im Euroraum und in den USA.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Ansprechpartner

Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de