ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE: Reales Konjunkturwachstum für CEE von 5 Prozent für 2008 und 2009 erwartet. Aktuelle Konjunktureinschätzung positiv, Konjunkturerwartungen für die erste Hälfte 2008 leicht rückläufig

Konjunkturindikator CEE

Einen erneuten leichten Rückgang der Konjunkturerwartungen für den mittel- und osteuropäischen Raum (CEE) ergab die monatliche Umfrage vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, unter Finanzexperten. Der CEE Indikator, der als Saldo der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten ermittelt wird, ist im Januar um 6,3 Punkte gefallen und beträgt nun -29,0 Punkte.

Weiterhin erwartet mehr als die Hälfte der Befragten keine Veränderung der Konjunktur in der Region. Der Anteil der pessimistisch eingestellten Finanzexperten ist jedoch um 5 Prozentpunkte gestiegen und führt somit zum leichten Rückgang des Indikators. Optimistischer sind die Erwartungen der Befragten in Bezug auf das Jahresende 2008 und für das Jahr 2009. Im Rahmen der Sonderfrage im Januar prognostizieren sie ein reales Konjunkturwachstum für CEE von knapp 5 Prozent für 2008 und 2009.

Zunehmend positiver schätzen die Experten die aktuelle Wirtschaftssituation der mittel- und osteuropäischen Länder. Der entsprechende Saldo verbesserte sich im Januar im Vergleich zum Vormonat um 4,7 Punkte und erreicht 37,9 Punkte. Die Anzahl der Befragten, die die Lage als akzeptabel beurteilen, ist zugunsten derjenigen zurückgegangen, die die Wirtschaftslage als gut bewerten.

Für Österreich ist das Ergebnis der Finanzmarktumfrage genau entgegengesetzt. Während sich die Erwartungen für die Konjunktur verbessert haben, hat sich die Einschätzung der aktuellen Situation leicht verschlechtert. Somit bewegen sich die entsprechenden Salden für Österreich und CEE aufeinander zu. Der österreichische Konjunkturindikator liegt bei -30,1 Punkten und der Saldo für die derzeitige Wirtschaftslage bei 43,4 Punkten. In beiden Fällen hat allerdings die Mehrheit der Befragten eine neutrale Beurteilung abgegeben.

Die Januarumfrage zeichnet sich durch eine überwiegend positive Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage in den einzelnen mittel- und osteuropäischen Ländern aus. Während für die Slowakei, die Tschechische Republik, Polen und Kroatien eine gute Lage mit positiven Salden ausgewiesen wird, bewerten die Experten die aktuelle Situation in Ungarn und Rumänien eher als schlecht. Mit einem Saldo von 62,3 Punkten (+8,4 Punkte im Vergleich zum Vormonat) ragt die Bewertung für die Slowakei zunehmend hervor.

Trotz positiver Einschätzung der aktuellen Lage sind die Konjunkturerwartungen für das nächste halbe Jahr eher verhalten. Die Indikatoren für alle Länder in der Region liegen im negativen Bereich. Nach wie vor erwartet aber die Mehrheit der Finanzexperten keine nennenswerte Veränderung der Konjunktur für die meisten Länder.

Wie bereits in der Dezemberumfrage prognostizieren die Finanzexperten auch im Januar für alle Länder außer Ungarn steigende Inflationsraten in den kommenden sechs Monaten. Die entsprechenden Salden sind zwar gesunken, liegen aber dennoch auf einem hohen positiven Niveau. Das höchste Inflationsrisiko sehen die Befragten in der Tschechischen Republik, Slowakei und Polen, das niedrigste Risiko in Ungarn. Der Saldo für die CEE-Region ist im Januar am stärksten zurückgegangen (-16,4 Punkte auf 47,6 Punkte). Der Saldo für Österreich ist der einzige, der im Januar gestiegen ist (+8,2 Punkte auf 53,8 Punkte).

Hinsichtlich der kurzfristigen und langfristigen Zinsen gehen immer weniger Finanzexperten von einer Zinserhöhung im nächsten Halbjahr aus. Zum ersten Mal prognostizieren sie sogar eine Senkung der Drei-Monats-Interbankzinsen für die Eurozone. Der entsprechende Indikator ist um 20,6 Punkte auf -18,6 Punkte gesunken. Nichtsdestotrotz erwarten 57,6 Prozent der Befragten keine Zinsänderung. Den niedrigsten Saldo weist Ungarn auf. Dort halten 71,4 Prozent der Experten eine Zinssenkung für wahrscheinlich.

Die Erwartungen für die Entwicklung an den Aktienmärkten haben sich im Januar verschlechtert. Alle Salden mit Ausnahme des kroatischen CROBEX liegen im negativen Bereich. Die Salden für den ATX und NTX sind um 19,0 bzw. 13,9 Punkte auf -4,0 bzw. -7,3 Punkte gesunken.

Die Sonderfrage im Januar befasst sich mit den Erwartungen der Experten in Bezug auf das Wachstum von Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Inflationsrate in den Jahren 2008 und 2009 in der CEE-Region, der EU und den Vereinigten Staaten. Für das Jahr 2008 erwarten die Finanzexperten im Durchschnitt ein Wachstum des BIP von 2,19 Prozent in der EU und 1,85 Prozent in den Vereinigten Staaten. Für das Jahr 2009 gehen die Experten dann von einer positiveren konjunkturellen Entwicklung aus. Sie prognostizieren ein BIP-Wachstum von 2,37 in der EU und 2,40 Prozent in den Vereinigten Staaten. Für die CEE-Region rechnen sie mit einem Wachstum von 4,89 Prozent im Jahr 2008 und 4,97 Prozent im Jahr 2009. Nach Meinung der Finanzexperten werden die Inflationsraten im Jahr 2009 niedriger sein als im Jahr 2008. In den CEE-Ländern soll die durchschnittliche Preissteigerung von 4,59 Prozent in 2008 auf 4,05 Prozent in 2009 zurückgehen, in der EU von 2,73 Prozent auf 2,39 Prozent, und in den Vereinigten Staaten von 3,18 Prozent auf 2,85 Prozent.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Ansprechpartner

Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de