ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa erholen sich spürbar

Forschung

Der Konjunkturindikator für den mittel- und osteuropäischen Raum (CEE), den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, monatlich mit einer Umfrage unter Finanzexperten erhebt, hat seine Talsohle im März durchschritten. Der CEE-Indikator, der als Saldo der positiven und negativen Einschätzungen für die wirtschaftliche Entwicklung auf Sicht von sechs Monaten ermittelt wird, steigt um 6,4 auf jetzt minus 22,4 Punkte. Aber nicht nur die Erwartungen erholen sich deutlich, sondern auch die Einschätzung der aktuellen Konjunkturlage für die Länder Mittel- und Osteuropas verbessert sich um 9,8 Punkte und liegt nun bei 40,0 Punkten.

Die Verbesserung der Salden sowohl bei den Konjunkturerwartungen als auch bei der aktuellen Konjunkturlage erfolgt im Wesentlichen zu Lasten des Anteils der Teilnehmer, die keine Veränderung der Konjunktur in der Region erwarten und die aktuelle Wirtschaftslage als akzeptabel beurteilen. Nichtsdestotrotz bildet diese Gruppe Finanzexperten weiterhin die Mehrheit.

Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verbessern sich wie schon im Vormonat am stärksten. Der Indikator steigt um 15,0 Punkte und erreicht minus 31,4 Punkte. Auch die aktuelle Wirtschaftslage im Euroraum wird überwiegend positiv beurteilt. Der entsprechende Saldo nimmt um 2,4 Punkte auf 11,8 Punkte zu. Die Konjunkturerwartungen sowie der Saldo für die aktuelle Wirtschaftslage in Österreich dagegen verschlechtern sich gegenüber der Februar-Umfrage.

Bei den Konjunkturerwartungen sind die Aussichten für die ungarische Wirtschaft auf Sicht von sechs Monaten auch in der März-Umfrage am besten. Der entsprechende Indikator steigt um 8,1 auf 13,6 Punkte. Im Unterschied zum Februar verbessert sich im März auch die Prognose für die Konjunkturaussichten in Polen um 7,5 Punkte.
Die aktuelle Konjunkturlage in den meisten mittel- und osteuropäischen Staaten wird von den befragten Finanzmarktexperten im März optimistischer gesehen. Der Saldo für die Slowakei steigt mit 14,3 Punkten am stärksten auf nunmehr 67,3 Punkte, gefolgt von der Tschechischen Republik mit einem Anstieg von 12,5 Punkten auf 65,3 Punkte. Außer für Österreich wird in der aktuellen Befragung nur noch die derzeitige Wirtschaftslage für Ungarn schlechter eingeschätzt als im Vormonat.

Die Finanzexperten erwarten für alle untersuchten Länder mit Ausnahme von Ungarn in den nächsten sechs Monaten steigende Inflationsraten. Der starke Rückgang der Salden bei den Inflationserwartungen im Februar hat sich in der aktuellen Umfrage also nicht fortgesetzt. Während der Saldo für die CEE-Region im März marginal um 1,6 Punkte auf 18,4 Punkte sinkt und der Saldo für Rumänien um 13,0 Punkte auf 15,5 Punkte nachgibt, wird das Risiko steigender Inflationsraten für alle anderen Länder höher als im Vormonat eingeschätzt. Dennoch rechnen 54,2 Prozent der befragten Finanzexperten mit einer Zinssenkung in der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte. Der Saldo steigt hier um 7,1 Punkte auf minus 43,8 Punkte.

Die Prognosen für die Entwicklung der Aktienindizes bleiben wie im Vormonat positiv. Während 53,9 Prozent der befragten Finanzmarktexperten einen Anstieg des NTX für wahrscheinlich halten, erwarten 28,2 Prozent, dass der Aktienindex nachgeben wird. Der Saldo sinkt geringfügig um 0,4 Punkte auf 25,7 Punkte.

Die Erwartungen hinsichtlich der Wechselkurse sind heterogen. Auf der einen Seite prognostiziert die Mehrheit der Experten eine Abwertung der Währungen in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Rumänien gegenüber dem Euro, auf der anderen Seite wird dagegen eine Aufwertung der kroatischen, ungarischen und polnischen Währungen erwartet.

Im Rahmen der Sonderfrage im März werden anhand der Antworten der Finanzexperten die Märkte für Unternehmenstransaktionen in der CEE-Region analysiert. Während 31 Prozent der Teilnehmer einen Rückgang der Fusionen und Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) in der Region in 2008 erwarten, rechnen 26 Prozent mit einem unveränderten und 20 Prozent mit einem höheren Niveau bei den M&A-Aktivitäten. Für 61 Prozent der Experten wird Polen das Land mit der höchsten Anzahl an M&A-Transaktionen sein, gefolgt von Rumänien (22 Prozent). Beide Länder werden auch als attraktivste Ziele für Direktinvestitionen ausländischer Investoren gesehen. Die geringste Anzahl an Transaktionen wird nach Einschätzung der Experten auf Ungarn entfallen. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (54 Prozent) erwartet, dass grenzüberschreitende Übernahmen die M&A-Landschaft dominieren werden. Dabei werden Investoren aus Deutschland, Österreich und den USA am aktivsten sein. Die größte Konsolidierung wird in der Energie- und Versorgungsbranche erwartet. Aber auch Finanzdienstleister werden als interessanteste Ziele für Übernahmen genannt. Eine eher niedrige Transaktionsintensität wird für die Telekommunikationsbranche erwartet.

Als besonders bedeutende Übernahme des Jahres 2008 wird die mögliche weitere Aufstockung der Anteile des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV am ungarischen Mitbewerber MOL genannt.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Slowenien.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der „Financial Market Report CEE“, der monatlich erscheint.

Ansprechpartner

Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de