ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa setzen Abwärtstrend fort

Konjunkturindikator CEE

Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, in einer monatlichen Umfrage gewonnen Konjunkturerwartungen von Finanzmarktexperten setzen im Oktober ihren Abwärtstrend für die Region Mittel- und Osteuropa, der im September unterbrochen worden war, wieder fort. So sinkt der Konjunkturindikator CEE um 19,7 Punkte auf 11,4 Punkte. Im Gegensatz dazu hat sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage für diese Region leicht verbessert. Auch für Österreich überwiegen die pessimistischen Erwartungen über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung bei positiver Lageeinschätzung.

Der Konjunkturindikator CEE, der als Saldo der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten ermittelt wird, ist in diesem Monat deutlich gesunken. Durch den Rückgang um 19,7 Punkte wird das Zwischenhoch der September-Umfrage mehr als kompensiert. Jetzt überwiegt sogar der Anteil der Experten mit Erwartungen einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Entwicklung den Anteil der Experten, die eine Verbesserung prognostizieren, so dass sich ein Saldo von -11,4 Punkten ergibt. Eine deutliche Mehrheit der Befragten, 69,8 Prozent, sagt jedoch vorher, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung der mittel- und osteuropäischen Länder in den kommenden sechs Monaten nicht verändern wird. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage für die Region Mittel- und Osteuropas hat sich im Vergleich zum Vormonat leicht verbessert, die Mehrheit der Finanzmarktexperten schätzt diese als "gut" ein.

Auch für Österreich sind die Experten hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in den nächsten sechs Monaten überwiegend pessimistisch, so dass der Saldo mit -6,8 Punkten immer noch negativ ist. Hier ist jedoch kein Abwärtstrend mehr zu verzeichnen, der Saldo hat sich im Vergleich zum Vormonat sogar um 4,8 Punkte verbessert. Die aktuelle Lageeinschätzung für die österreichische Wirtschaft hat sich nur geringfügig verändert (+3,8 Punkte), der Saldo steht bei 65,2 Punkten.

Ein Vergleich beider Wirtschaftsräume zeigt das gleiche qualitative Bild: Sowohl in Österreich als auch in der Region Mittel- und Osteuropas schätzen die Experten die wirtschaftliche Lage als gut ein, während sich die Konjunkturaussichten aus Sicht der Finanzmarktexperten eher pessimistisch darstellen.

Die Inflationserwartungen für Österreich haben in diesem Monat deutlich zugenommen. Der Anteil der Experten, die in den nächsten sechs Monaten mit einer steigenden Inflationsrate rechnen, überwiegt den Anteil, die eher von einer sinkenden Inflation ausgehen, um 40,1 Punkte. Zwar liegt der Saldo der Inflationserwartungen für die mittel- und osteuropäischen Länder im Oktober ebenfalls bei 46 Punkten. Er weist jedoch einen niedrigeren Wert als im Vormonat auf. Deutlich zugenommen haben dabei die Inflationserwartungen für Kroatien, während sich die Salden für die Tschechische Republik und Rumänien nur geringfügig geändert haben.

Die Zinserwartungen der Finanzmarktexperten stellen sich recht heterogen dar. Sinkende kurzfristige Zinsen werden vor allem für Ungarn erwartet. Der Saldo für die langfristigen Zinsen deutet für Ungarn und ebenfalls für Kroatien auf niedrigere Zinsen hin. Für alle anderen Länder überwiegen die Erwartungen von Zinssteigerungen in den nächsten sechs Monaten sowohl am kurzen als auch am langen Ende der Zinsstrukturkurve.

Die Erwartungen über die Aktienmarktentwicklung zeigt für den NTX ein deutlich positiveres Bild als für den ATX. Während die Erwartungen der Finanzmarktexperten zu einem Saldo für den CEE-Index von 61,9 Punkten führen, steht der Saldo für den österreichischen Aktienindex bei nur 37,5 Punkten. Ein Vergleich mit den Salden des vorangegangenen Monats zeigt zudem eine zunehmende Differenz zwischen den Einschätzungen der Experten.

Auch in diesem Monat befasst sich die Sonderfrage mit den Auswirkungen der Subprime-Krise. Diesmal zielen die Fragen darauf ab, die Einschätzung der Experten zur Betroffenheit einzelner Sektoren im Bereich der Finanzintermediation sowie den möglichen Zeithorizont für den Einfluss der Krise auf das Finanzsystem zu erfahren. Wie sich zeigt, erwarten die Befragten stärkere Auswirkungen auf Hypotheken- und Investmentbanken als auf Geschäftsbanken, Versicherungen und Pensionsfonds. Nach Meinung der Experten werden die Auswirken noch mittelfristig - 6 Monate bis 1 Jahr - zu spüren sein. Die Experten bewerten außerdem das Krisenmanagement der Federal Reserve meist als "gut" und das der EZB als "gut" bis "zufrieden stellend", während die Bank of England und die Bank of Japan aus Sicht der Experten vorwiegend "zufrieden stellend" agiert haben.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchgeführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region werden Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien gezählt.

Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.

Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

Ansprechpartner

Dr. Katrin Ullrich, E-Mail: ullrich@zew.de
Dr. Michael Schröder, Telefon: 0621/1235-140, E-Mail: schroeder@zew.de