ZEW-Energiemarktbarometer - Sinkende Versorgungssicherheit in Europa erwartet

Forschung

Die Energieversorgungssicherheit in Europa wird nach Einschätzung von Energiemarktexperten in den nächsten zehn Jahren abnehmen. Insbesondere die Versorgungssicherheit durch den Energieträger Erdöl wird pessimistisch eingeschätzt. Auf die Frage, wie sie die Versorgungssicherheit beim Erdöl beurteilen, geben über 52 Prozent der Experten an, dass die Versorgungssicherheit Europas bei diesem Energieträger in den kommenden zehn Jahren sinken wird. Dagegen glauben nur knapp drei Prozent an eine höhere Öl-Versorgungssicherheit und rund 45 Prozent der Befragten erwarten eine unveränderte Situation. Aber auch die Versorgungssicherheit durch Erdgas und Strom wird von den Experten kritisch bewertet. Nur bei der Kohle erwarten genauso viele Experten sinkende wie steigende Versorgungssicherheit in den kommenden zehn Jahren. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen des ZEW-Energiemarktbarometers, das halbjährlich 200 Energiemarktexperten zum Geschehen an den Energiemärkten befragt.

Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit durch Erdgas erwartet mit 54 Prozent gut die Hälfte der befragten Experten keine Veränderung. Allerdings befürchten 31 Prozent der Umfrageteilnehmer künftig eine verschlechterte Situation, während nur 15 Prozent davon ausgehen, dass sich die Lage bezüglich der Versorgungssicherheit mit Erdgas verbessern wird. In diesen Einschätzungen könnte sich widerspiegeln, dass die Produktion des nach wie vor wichtigsten Energieträgers Rohöl in Europa deutlich zurück geht und ein steigender Anteil von Importen aus instabileren Regionen des mittleren Ostens erwartet wird. Rund 90 Prozent des in den 27 EU Ländern verbrauchten Öls werden importiert. Beim Erdgas sind dies nur 60 Prozent. Jedoch liegt beim Gas der Anteil eines einzelnen Lieferlandes höher (rund 40 Prozent der Gasimporte in die EU stammen aus Russland).

Etwas optimistischer fallen die Einschätzungen für den Energieträger Kohle aus. Eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent erwartet keine Veränderung bei der Versorgungssicherheit durch Kohle. Mit jeweils 16 Prozent halten sich die Einschätzungen, dass die Versorgungssicherheit bei Kohle steigen beziehungsweise sinken wird, die Waage. Obwohl die Kohle der wichtigste Brennstoff bei der Stromerzeugung ist, fällt das Meinungsbild für die Stromversorgung etwas dunkler aus. Zwar halten 55 Prozent der vom ZEW Befragten eine gleichbleibende Versorgungssicherheit im kommenden Jahrzehnt für wahrscheinlich, knapp ein Drittel der Experten befürchtet jedoch, dass die Versorgungssicherheit beim Strom sinken wird. Lediglich zwölf Prozent gehen davon aus, dass sich die Situation verbessert. Beim Strom könnten diese Sorgen auch von der Befürchtung unzureichender Investitionen in Kraftwerks- und Stromnetzkapazitäten in den kommenden Jahren geprägt sein.

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