Informationswirtschaft - Deutlicher Stimmungseinbruch in der IKT-Branche

Informationswirtschaft

Nach einem Hoch im zweiten Quartal 2011 hat sich die konjunkturelle Stimmung im Wirtschaftszweig Informationswirtschaft im dritten Quartal deutlich eingetrübt. Der ZEW Stimmungsindikator Informationswirtschaft sinkt um 13,6 Punkte auf einen Wert von 56,6 Punkten. Die negative Entwicklung geht maßgeblich auf einen Einbruch der Stimmung in der IKT-Branche zurück. Der Indikator für diese Branche fällt um 25 Punkte. Dies ist das Ergebnis der neukonzipierten Konjunkturumfrage, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim in Zusammenarbeit mit Creditreform, Neuss, im September 2011 im Wirtschaftszweig Informationswirtschaft durchgeführt hat.

Im gesamten Wirtschaftszweig Informationswirtschaft sinkt der Indikator für die Geschäftslage im Vergleich zum Vorquartal um 18 Punkte auf 52,5 Punkte. Ein Wert knapp über 50 Punkten spiegelt eine insgesamt nahezu stagnierende Umsatz- und Nachfragesituation wieder. Der Indikator für die Geschäftserwartungen deutet mit einem Wert von 61 Punkten auf eine leicht optimistischere Einschätzung für das nächste Quartal hin. Jedoch ist auch bei ihm mit einem Rückgang von 9,1 Punkten eine Eintrübung der Wachstumserwartungen gegenüber dem Vorquartal zu verzeichnen. In der IKT-Branche ist mit dem Rückgang des Stimmungsindikators von 75,3 auf 50,3 Punkte ein massiver Einbruch der zuvor sehr optimistischen Stimmung zu beobachten. Der Indikator der Geschäftslage fällt von 74 auf 43,3 Punkte und bleibt damit weit hinter den Erwartungen des Vorquartals zurück. Ein Wert unter 50 Punkten spiegelt einen tendenziellen Rückgang von Nachfrage und Umsätzen im dritten Quartal 2011 wieder. Der Indikator der Geschäftserwartungen sinkt ebenfalls um 18,2 Punkte, liegt aber mit 58,4 Punkten noch deutlich oberhalb der Schwelle von 50 Punkten. Die IKT-Branche dürfte sich im nächsten Quartal also wieder leicht erholen. Innerhalb der IKT-Branche gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen den Hardwareherstellern und den Dienstleistern. Während sich in der Hardwarebranche Unternehmen mit steigendem und Unternehmen mit rückläufigem Umsatz die Waage halten, verzeichnen 65,9 Prozent der IKT-Dienstleister im dritten Quartal 2011 einen Umsatzrückgang und nur 18,6 Prozent einen Zuwachs. In der Medienbranche trübt sich die konjunkturelle Stimmung ebenfalls merklich ein. Allerdings fällt der Rückgang des entsprechenden Indikators mit zehn Punkten geringer aus als in der IKT-Branche. Der Indikator für die Geschäftserwartungen liegt dabei nach einem Rückgang um 10,8 auf 55,4 Punkte über dem Indikator für die Geschäftslage. Dieser ist im dritten Quartal 2011 um 9,2 Punkte auf 49,4 Punkte gefallen. Innerhalb der Informationswirtschaft sind die wissensintensiven Dienstleister am wenigsten von der Eintrübung der Stimmung betroffen. Der Indikator für diese Branche sinkt um lediglich 4,8 Punkte auf einen Wert von 63,1 Punkten. Mit einem Indikatorwert deutlich über 50 Punkten ist die Stimmung weiterhin gut, auch wenn die wirtschaftliche Dynamik etwas abgeflaut ist.

Für Rückfragen zum Inhalt

Miruna Sarbu, Telefon: 0621/1235-334, E-Mail sarbu@zew.de

 

Der Stimmungsindikator Informationswirtschaft

Der Stimmungsindikator Informationswirtschaft wird aus den vier Komponenten Umsatzlage, Nachfragelage, Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen (jeweils im Vergleich zum vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Quartal) gebildet. Sie gehen jeweils mit gleichen Gewichten in die Berechnung ein. Umsatzlage und Nachfragelage bilden einen Teilindikator, der die Geschäftslage widerspiegelt. Umsatzerwartungen und Nachfrageerwartungen bilden einen Teilindikator, der die Geschäftserwartungen widerspiegelt. Das geometrische Mittel der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen ergibt den Wert des Stimmungsindikators Informationswirtschaft. Der Stimmungsindikator kann Werte von 0 bis 100 annehmen. Werte größer als 50 weisen auf eine Verbesserung der konjunkturellen Stimmung im Vergleich zum Vorquartal hin, Werte kleiner als 50 auf eine Verschlechterung im Vergleich zum Vorquartal.

Die Konjunkturumfrage von ZEW/Creditreform

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragt gemeinsam mit Creditreform vierteljährlich rund 8.000 Unternehmen mit mindestens 5 Beschäftigten aus den Branchen (1) IKT-Hardware, (2) IKT-Dienstleister, (3) Medien, (4) Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, (5) Public-Relations- und Unternehmensberatung, (6) Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchung, (7) Forschung und Entwicklung, (8) Werbung und Marktforschung, (9) sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten. Alle neun Branchen zusammen bilden den Wirtschaftszweig Informationswirtschaft. IKT-Hardware und IKT-Dienstleister bilden zusammen die IKT-Branche. Die sechs zuletzt genannten Branchen umfassen die wissensintensiven Dienstleister.

Anmerkung zur Hochrechnung

Um die Repräsentativität der Analysen zu gewährleisten, rechnet das ZEW die Antworten der Umfrageteilnehmer mit dem Umsatzgewicht der Unternehmen am gesamten Wirtschaftszweig Informationswirtschaft hoch. Die Formulierung "Anteil der Unternehmen" reflektiert somit den "Umsatzanteil der Unternehmen".