Prof. Dr. Irene Bertschek zum EFI-Gutachten
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„Die Corona-Krise hat die globale Wirtschaft unvermittelt und hart getroffen. Die in Deutschland verhängten Lockdowns bringen massive wirtschaftliche Schieflagen mit sich“, so Prof. Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ des ZEW – Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, Professorin für Ökonomie der Digitalisierung an der Justus-Liebig Universität Gießen und Mitglied der EFI.
Um Genaueres über die Auswirkungen der Corona-Krise auf Innovationsprojekte (nicht auf Budgets) der Unternehmen sowie zu den Gründen von Beeinträchtigungen bei solchen Projekten zu erfahren, wurde im Auftrag der Expertenkommission im September 2020 eine Sonderauswertung der ZEW-Konjunkturumfrage vorgenommen. Sie zeigt, dass die Corona-Krise für einen Großteil der deutschen Unternehmen negative Auswirkungen auf deren Innovationsaktivität hat. So haben sich beispielsweise bei rund 32 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 45 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe existierende Innovationsprojekte verzögert. Weiterhin berichtet ein substanzieller Anteil von Unternehmen, dass sie bereits geplante Projekte nicht begonnen (24 Prozent in der Informationswirtschaft und 38 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe) oder keine neuen Innovationsprojekte geplant haben (20 Prozent in der Informationswirtschaft und 25 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe). Deutlich seltener geben Unternehmen an, bereits laufende Innovationsprojekte komplett abgebrochen zu haben (11 Prozent in der Informationswirtschaft und 17 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe).
„Neben den in erster Linie negativen Auswirkungen der Corona-Krise lassen sich aber auch positive Impulse auf die Innovationsaktivität feststellen: So berichten etwa 26 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 28 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe, dass die Auswirkungen der Corona-Krise zu neuen Innovationsprojekten geführt haben. Bei 18 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und 10 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe hat die Krise gar zu einer Beschleunigung von Innovationsprojekten geführt“, so Bertschek.

Die geringere Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen wird von den Unternehmen als häufigster Grund für Beeinträchtigungen der Innovationsaktivität genannt. Konkret trifft dies auf rund 79 Prozent der negativ betroffenen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sowie auf 64 Prozent in der Informationswirtschaft zu. Weiterhin nehmen viele Unternehmen eine nachlassende Nachfrage nach innovativen Produkten und Diensten wahr. Dieser Grund für Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise wird erneut häufiger von den Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe (50 Prozent) als in der Informationswirtschaft (35 Prozent) genannt. Weitere pandemiebedingte Einschränkungen sehen die Unternehmen darüber hinaus in Lieferschwierigkeiten bei für Innovationen wichtigen Materialien und Vorleistungen, der geringeren Verfügbarkeit von FuE-Personal und FuE-Kooperationspartnern, erschwerten Nutzungsmöglichkeiten von FuE-Räumlichkeiten, fehlenden Zugriffsmöglichkeiten auf für Innovationen relevante Daten aus dem Homeoffice und in der für die Arbeit unter Corona-Bedingungen nur bedingt geeigneten unternehmenseigenen digitalen Infrastruktur und Ausstattung.
„Mit zunehmender Dauer der Pandemie können diese Entwicklungen zu einer längerfristigen Schwächung des deutschen F&I-Systems führen“, folgert Prof. Bertschek. „Die Bundesregierung hat wichtige politische Impulse gesetzt – mit kurzfristigen Sofortmaßnahmen und Konjunkturprogrammen. Diese helfen auch dem Forschungs- und Innovationsystem. Für dessen langfristige Wettbewerbsfähigkeit sollten weitere Maßnahmen so F&I-orientiert wie möglich ausgestaltet werden.
Die Expertenkommission begrüßt deshalb das Zukunftspaket der Bundesregierung. Es beinhaltet umfangreiche Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation sowie in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, Wasserstofftechnologie und Quantentechnologie. In diese Richtung sollte es unbedingt weiter gehen.“
Datum
22.02.2021