Im Jahr 2007 wurden in Deutschland mehr High-Tech-Unternehmen gegründet als in den Vorjahren. Trotz des Aufwärtstrends liegt die Anzahl der Gründungen jedoch immer noch unter dem Niveau des Jahres 1995. Das zeigt eine heute in Berlin vorgestellte Studie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim in Zusammenarbeit mit Microsoft Deutschland durchgeführt hat. Demnach stieg die Anzahl der High-Tech-Gründungen 2007 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf insgesamt 19.200 Gründungen. Dies ist auf eine überdurchschnittlich gute Konjunktur in den High-Tech-Industrien zurückzuführen. High-Tech-Gründungen entwickelten sich entgegen dem allgemeinen Trend, denn die Anzahl der Unternehmensgründungen über alle Wirtschaftszweige hinweg ist weiterhin rückläufig. Bei den High-Tech-Gründungszahlen sind im Verlaufe der vergangenen zehn Jahre deutliche regionale Unterschiede erkennbar: Während Aufsteiger Nürnberg überraschend auf den zweiten Platz hinter München vorrückte, büßte die Gründerregion Stuttgart ihre Platzierung im Spitzenfeld ein. Weiteres Ergebnis der Studie: Jedes zwölfte High-Tech-Unternehmen in Deutschland wird mehrheitlich von Frauen gegründet.

Vor allem im industriellen High-Tech-Sektor wurden im Jahr 2007 wieder mehr Unternehmen gegründet, nämlich 2.600. Das sind sechs Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr. "Die gute wirtschaftliche Lage in der Industrie, insbesondere in Bereichen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik, ist hier der Motor", kommentiert Dr. Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" beim ZEW, die Forschungsergebnisse. "Trotz der insgesamt positiven Entwicklung im High-Tech-Sektor ist es für eine Entwarnung jedoch zu früh. Noch immer liegt die Zahl der Neugründungen unter dem Niveau von 1995. Um nachhaltige Impulse für die Gesamtwirtschaft zu erzielen, benötigt Deutschland nicht nur eine höhere Anzahl an Gründungen in den High-Tech-Sektoren, sondern auch eine Zunahme qualitativ hochwertiger und schnellwachsender Start-ups, die sich mit innovativen Produkten und Technologien nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern auch international durchsetzen."

High-Tech-Start-ups sind keine Notgründungen

Die Studie zeigt auch, dass High-Tech-Gründungen nur selten "Notgründungen" aus der Arbeitslosigkeit heraus sind: Während die Entwicklung der Gründungstätigkeit über alle Wirtschaftszweige hinweg von der Höhe der Arbeitslosenquote beeinflusst wird, trifft dies für die Gründungstätigkeit in den High-Tech-Sektoren nur in Ausnahmefällen zu. "High-Tech-Gründungen entstehen unter anderen Vorzeichen: Sie sind meist das Ergebnis langfristiger fundierter Unternehmerentscheidungen", erläutert Achim Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung Microsoft Deutschland. "Erfolgreiche Gründerförderung muss deshalb die besonderen Anforderungen der High-Tech-Branche berücksichtigen: Individuelle Unterstützung ist bei den komplexen Geschäftsmodellen wirkungsvoller als Förderkonzepte von der Stange. Hierzu gibt es jedoch zu wenige Ansätze. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung scheint die Notwendigkeit einer Innovationsförderung in der deutschen Politik sogar generell an Bedeutung verloren zu haben. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist jedoch nur mit Innovationen wettbewerbsfähig und der High-Tech-Sektor dabei eine Schlüsselbranche. Deshalb müssen die Themen Innovationspolitik und High-Tech-Förderung gerade auch seitens der Bundesregierung noch stärker in den Vordergrund rücken."

Um das Wachstum ambitionierter Start-ups zu beschleunigen, unterstützt Microsoft im Rahmen der Gründerinitiative "unternimm was." ausgewählte junge Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich durch sein Know-how und seine Kontakte. Dabei steht die unmittelbare Hilfe bei der Entwicklung der Unternehmen im Vordergrund.

Regionenvergleich: Nürnberg Überraschungssieger

Bei der regionalen Entwicklung der High-Tech-Gründungen liegt München mit der höchsten Gründungsintensität bereits seit Jahren unangefochten an der Spitze. Aufsteiger der vergangenen Jahre im Sektor Industrie ist die Region Nürnberg, die nach München auf Platz zwei landete: "Ausschlaggebend für die überdurchschnittlichen Gründungsaktivitäten in der Region Nürnberg sind vor allem zwei Dinge: Zum einen ist die Politik in der Metropolregion Nürnberg sehr engagiert, positive Rahmenbedingungen zu schaffen", erklärt Arne-G. Hostrup, Geschäftsführer des netzwerk|nordbayern, den Erfolg. "Zum anderen zeichnet sich der Großraum Nürnberg dadurch aus, dass alle für Gründer relevanten Institutionen und Einrichtungen eng und gut zusammenarbeiten." Darüber hinaus habe sowohl die ausgeprägte Forschungs- und Hochschullandschaft als auch die Nähe zu etablierten großen Unternehmen positiven Einfluss auf die Gründungsintensität in der Metropolregion Nürnberg.

Weitere Ergebnisse der regionalen Auswertung: Aufsteiger im Bereich der High-Tech-Dienstleistungen sind die Regionen Hamburg und Hannover, die drei beziehungsweise fünf Plätze nach oben kletterten. Zu den Absteigern bei den High-Tech-Dienstleistungen und im industriellen High-Tech-Bereich gehört hingegen die Region Stuttgart. Die Gründerregion hat in den vergangenen zehn Jahren stetig an Vorsprung verloren und ist jetzt fast auf den Bundesdurchschnitt zurückgefallen.

Im Rahmen der Studie wurde die Gründungsintensität in insgesamt elf Ballungsräumen untersucht. Diese entsprechen im Wesentlichen den elf deutschen Metropolregionen, die sich im Initiativkreis Europäische Metropolregionen organisiert haben. Die Gründungsintensität bezeichnet das Verhältnis von Unternehmensgründungen zur erwerbstätigen Bevölkerung in einer Region, um das Gründungspotenzial von Großstädten und bevölkerungsarmen Regionen vergleichen zu können.

Geringer Frauenanteil bei High-Tech-Gründungen

Jede zwölfte High-Tech-Gründung in Deutschland wird mehrheitlich von Frauen geleitet (Frauengründung: > 50 Prozent Frauenanteil). Damit liegt der Anteil der Frauengründungen in den Hightech-Sektoren mit knapp acht Prozent deutlich unterhalb des Anteils in der Gesamtwirtschaft (16 Prozent).

Von Frauen gegründete Unternehmen sind vor allem in den ersten Jahren durch ein nur moderates Umsatz- und Beschäftigungswachstum sowie eine stabile Unternehmensentwicklung geprägt. Der Kenntnisschwerpunkt des Gründerteams ist häufig kaufmännisch. Dies wirkt sich auch auf die Branchen, in denen Frauen gründen, aus: Frauengründungen finden in den Hightech-Sektoren vor allem im Bereich der Dienstleistungen, seltener jedoch in der Industrie, insbesondere der Spitzentechnik, statt. "Vieles deutet darauf hin, dass sich Frauen innerhalb des Hightech-Sektors für weniger riskante, dadurch jedoch auch weniger ertragreiche und wachstumsträchtige Nischen entscheiden", erläutert Licht.

Bei der Unternehmensfinanzierung gibt es nur wenige, signifikante Unterschiede zwischen jungen Unternehmen, die von Frauen geleitet werden, und denjenigen bei denen Männer an der Spitze stehen. "Dies zeigt, dass sich Gründerinnen – entgegen der weitverbreiteten Meinung – bei der Suche nach externem Kapital nicht schwerer tun als ihre männlichen Kollegen", sagt Licht.

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