Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2010 veranstaltete das ZEW zusammen mit der Universität Mannheim, dem Mannheim Centre for Competition and Innovation und dem Sonderforschungsbereich Transregio 15 eine Konferenz zu den wettbewerbs- und regulierungsökonomischen Implikationen von Plattformmärkten. An der Konferenz nahmen 85 Wissenschaftler und Praktiker aus 16 Ländern teil.

Unternehmen in Plattformmärkten sehen sich unterschiedlichen Gruppen von Teilnehmern konfrontiert, deren Nachfragen interdependent sind. Ein anschauliches Beispiel für einen Plattformmarkt ist der Kreditkartenmarkt. Der Besitz beziehungsweise die Akzeptanz der Kreditkarte ist Zugangsvoraussetzung, quasi die Plattform, um in den Markt einzutreten. Als Markteilnehmer stehen auf der einen Seite Einzelhändlern, Restaurants etc., die eine bestimmte Kreditkarte als Zahlungsmittel akzeptieren, auf der anderen Seite befinden sich die Kunden, die diese Karte als Zahlungsmittel nutzen. Um erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen in Plattformmärkten diese "Mehrseitigkeit" in ihrem Handeln berücksichtigen, bei der Preissetzung etwa. Aus volkswirtschaftlicher Sicht werfen die Charakteristika von Plattformmärkten die Frage auf, ob und wie diese im Rahmen wettbewerbspolitischer Analysen Berücksichtigung finden und wie eventuell staatliche Regulierungseingriffe ausgestaltet werden sollten. Preissetzung auf Sammelkarten-Börsen Marc Rysman von der Boston University befasste sich in seinem Vortrag mit der Preissetzung auf Börsen für Sammelkarten. Mit Hilfe eines umfangreichen Datensatzes für so genannte Sportscard Conventions in den Vereinigten Staaten untersuchte er die zentrale Frage, ob die Theorie der Preissetzung in Plattformmärkten in diesem spezifischen Markt Bestätigung findet. Die Organisatoren der Börsen fungieren dabei als Plattform, die einerseits die Eintrittsgebühren für die Sammler und andererseits die Teilnahmegebühren für die Verkäufer festlegen müssen. Rysman zeigte einerseits, dass die Eintrittspreise für Sammler abhängig sind von der Intensität des Wettbewerbs durch andere Börsen. Anderseits fand er heraus, dass die Festlegung der Teilnahmegebühren für Verkäufer einem komplexeren Muster folgt. Sie zeigt keine Reaktion auf das Vorliegen von Wettbewerb in kurzen und mittleren Entfernungen, während sie im Falle längerer Entfernungen (größer als 100 Meilen) mit zunehmendem Wettbewerb sogar ansteigen. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Theorie der Preissetzung in Plattformmärkten, können aber nur schwer mit alternativen theoretischen Modellen erklärt werden. Mehrfach-Käufe von Nachrichtenmagazinen Simon Anderson von der University of Virginia untersuchte die Frage der optimalen Preissetzung in Medienmärkten. Am Beispiel des Marktes für Nachrichtenmagazine ging er von der Beobachtung aus, dass manche Kunden nur ein Magazin erwerben, während andere verschiedene Magazine nachfragen. Grundsätzlich hängt das Ausmaß eines solchen single- bzw. multi-homings von den Preisen sowie der Qualität der jeweiligen Zeitschriften ab und auf den ersten Blick würde man vermuten, dass eine höhere Qualität der Berichte in den jeweiligen Magazinen die Wahrscheinlichkeit von multi-homing erhöht. Anderson zeigte jedoch, dass das Gegenteil zutreffen kann. Dies liegt daran, dass eine höhere Qualität zwar die Attraktivität der Magazine erhöht aber gleichzeitig die Notwendigkeit für wissbegierige Leser senkt, beide Magazine zu erwerben. Anderson zeigte weiter, dass es für beide Magazine eine dominante Strategie darstellen kann, unter Gewährleistung einer hinreichend guten Qualität die Preise soweit anzuheben, dass entweder niemand mehr oder nur noch diejenigen Konsumenten beide Magazine kaufen werden, die ein sehr starkes Interesse an einer zweiten Meinung haben. Neben den genannten Vorträgen wurde in den insgesamt 12 parallel verlaufenden Sitzungen ein breites Spektrum an theoretischen und empirischen Forschungsarbeiten von renommierten Wissenschaftlern vorgestellt. Neben verschiedenen Vorträgen zu Medienmärkten widmeten sich zahlreiche Beiträge der Kreditkarten- und Computerindustrie. Kai Hüschelrath E-Mail: hueschelrath@zew.de Gordon Klein E-Mail: klein@zew.de