Am 22. November 2010 richtete das ZEW einen Workshop "The Economics of Green IT" aus. Unter dem Schlagwort Green IT versteht man energiesparende Maßnahmen bei der Produktion und Nutzung von Informationstechnologien genauso wie IT-basierte Innovationen, die darauf abzielen, den Energieverbrauch in Geräten und Produktionsprozessen zu reduzieren, Stromnetze zu verbessern und Energiemärkte effizienter zu gestalten. Während Green IT in der Praxis stark diskutiert wird, hat sich in den Wirtschaftswissenschaften noch kein systematischer Forschungsansatz herauskristallisiert. Ziel des Workshop war es, die wissenschaftliche Debatte zu Green IT in der Ökonomie und verwandten Disziplinen zu fördern. Er wurde gemeinsam von der Forschungsgruppe Informations- und Kommunikationstechnologien und dem Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement ausgerichtet.

Als Hauptredner sprach Philippe Aghion von der Harvard Universität. Er erläuterte anhand eines theoretischen Modells, wie eine optimale Umweltpolitik angesichts der Koexistenz „sauberer“ und umweltbelastender Innovationen gestaltet sein sollte. Eine Subvention sauberer Innovationen ermöglicht es, einen sich selbst tragenden Prozess technischen Fortschritts in diesem Bereich zu initiieren. Gleichzeitig sollte eine Verbrauchsteuer auf Kohlenstoffemissionen erfolgen, da Entscheidungsträger in der Gegenwart die Belastungen künftiger Generationen durch Klimaerwärmung nur unzureichend berücksichtigen. Die optimistische Botschaft Aghions und seiner Koautoren lautet, dass in einem plausiblen Szenario eine verhängnisvolle Klimaerwärmung durch vorübergehenden Einsatz der genannten Maßnahmen verhindert werden kann. Allerdings sprechen sie auch die Warnung aus, dass verzögertes Handeln den Spielraum stark einschränkt.

In einem weiteren Vortrag analysierte Alistair Ulph (Universität Manchester) Probleme, die entstehen wenn Regierungen zukünftiges Handeln im Bereich der Umweltpolitik nicht unabänderlich festlegen können. Christian Helmers (Universität Oxford) befasste sich mit dem von IBM eingerichteten Patent Commons, in dem mehrere große Unternehmen einen Teil ihrer „grünen“ Patente der Allgemeinheit frei zur Verfügung stellen. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung über die mögliche Motivation der Unternehmen zeigen unter anderem, dass Unternehmen vor allem solche Patente beisteuern, die nicht in ihrem Kernbereich liegen. Giovanni Marin (Universität Ferrara) präsentierte eine Untersuchung zu Determinanten von ökologischer Innovation und zur Wirkung von IT-Investition auf Emissionen. Shunsuke Managi (National Institute for Environmental Studies, Japan) diskutierte die Auswirkungen von Umweltregulierung auf Forschung und Entwicklung und technischen Fortschritt in der japanischen Automobilindustrie. Es zeigt sich, dass striktere Regulierung Investitionen in Forschung und Entwicklung stimuliert. In zwei Vorträgen über Datenzentren stellten Ralph Hintemann (Borderstep Institute, Berlin) und Daniel Schlitt (OFFIS, Oldenburg) anhand innovativer Datenberechnungen und Modellsimulationen dar, wie groß der Energie- und Materialverbrauch in deutschen Datenzentren eingeschätzt wird und welche Maßnahmen einen sparsameren Umgang mit diesen Ressourcen befördern können.