Das ZEW richtet sich verstärkt international aus - "Die weltweite Vernetzung in die Fachcommunity ist unser fortwährendes Ziel"

Nachgefragt

Das ZEW hat es sich zum Ziel gesetzt, seine internationalen Aktivitäten zu verstärken. Dazu sollen zunehmend globale Fragestellungen untersucht, weltweite Auftraggeber akquiriert und Kontakte zu exzellenten Forschern in aller Welt aufgebaut und gepflegt werden. Thomas Kohl, kaufmännischer Direktor des ZEW, erklärt, auf welcher Streckenetappe sich das ZEW derzeit befindet.

Thomas Kohl, ist seit dem Jahr 1992 am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung tätig. Er leitete zunächst den Personalbereich und übernahm dann die Verantwortung für den gesamten Servicebereich Verwaltung. Im Jahr 2001 wurde er zum stellvertretenden Kaufmännischen Direktor des ZEW ernannt. Seit 2004 ist er Geschäftsführer und Kaufmännischer Direktor des ZEW.

Wie international ist das ZEW?

Eine gute Antwort auf diese Frage gibt die Leibniz-Gemeinschaft, der das ZEW angehört und die die wissenschaftliche Arbeit des Instituts regelmäßig evaluiert. Sie bescheinigt in ihrem Ergebnisbericht der jüngsten Evaluierung, dass das ZEW zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in Europa gehört. Weiterhin heißt es in dem Bericht, dass das ZEW national wie international sehr gut sichtbar sei. Darüber hinaus ist für mich anhand unseres Arbeitsalltags immer deutlicher abzulesen, dass sich das ZEW  zunehmend über die nationalen Grenzen hinaus bewegt. So belegt etwa unser hohes Drittmittelaufkommen von 6,28 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2010 die hohe Wertschätzung des ZEW bei nationalen und internationalen Auftrags- und Zuwendungsgebern. Dass der sehr gute Rufe des ZEW weit über die Landesgrenzen hinaus reicht, zeigt sich auch in der Einbindung des ZEW in über 50 internationale Forschungsprojekte pro Jahr sowie an Projektauftragen aus der Schweiz, Osterreich, Schweden und Belgien.

Welche Kooperationen bestehen bereits?

Mittlerweile forschen über 40 Research Associates regelmäßig am ZEW. Diese Gastwissenschaftler kommen zum großen Teil von Universitäten und Forschungseinrichtungen in ganz Europa und Übersee. Darüber hinaus bieten wir unseren Wissenschaftlern die Möglichkeit im Ausland zu forschen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der University of Chicago. Wirtschaftsnobelpreisträger Prof. James J. Heckman gibt hier unserem wissenschaftlichen Nachwuchs die Gelegenheit, in seinem Forscherteam zur Bildungsökonomik mitzuarbeiten. In Asien sind Kooperationen vor allem mit chinesischen Universitäten im Aufbau, etwa dem Wang Yanan Institute for Studies in Economics der Xiamen Universität, das zu den besten wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten Chinas gehört.

Welche Strategie verfolgt das ZEW bei seiner Internationalisierung?

Unsere wissenschaftliche Vernetzung ist vorrangig dezentral organisiert. Sie orientiert sich in erster Linie an den spezifischen Bedürfnissen unserer Forscher. Internationale Kooperationen entstehen häufig bei Forschungsprojekten mit international vergleichenden Fragestellungen. Andere Kooperationen dienen der Qualifizierung und dem wissenschaftlichen Austausch. Hierbei helfen beispielsweise das ZEW Visiting Researchers Programme und das ZEW Short-Term Exchange Programme.

Auf welche besonderen Erfolge blicken Sie im Rahmen der verstärkten Internationalisierung des ZEW zurück?

Das ist für mich eindeutig die Einwerbung unseres SEEK-Projekts im vergangenen Jahr sowie die SEEK-Auftaktkonferenz im März dieses Jahres. SEEK steht für Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies. Es handelt sich um ein international-orientiertes fünfjähriges Forschungsprogramm, das von der baden-württembergischen Landesregierung allein in den Jahren 2010 und 2011 mit drei Millionen Euro finanziert wird. Im Rahmen von SEEK bearbeiten ZEW-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit ausländischen Projektpartnern Fragestellungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften in Europa verbessern sollen. Ein anschauliches Beispiel für ein SEEK-Projekt ist der Aufbau einer europaweiten Datenbank zur Patentrechtssetzung und daraus entwickelte Handlungsempfehlungen für eine harmonisierte Rechtssprechung bei Patentverletzungen in der EU. Dass wir mit SEEK auf dem richtigen Weg sind, hat auch der Besuch der EU-Forschungskommissarin, Frau Geoghegan-Quinn, bei unserer SEEK-Auftaktkonferenz am ZEW gezeigt. Darüber hinaus konnten wir bei dieser ersten SEEK-Konferenz  international renommierte Wissenschaftler wie Philippe Aghion von der Harvard University und Frau Bronwyn Hall von der University of California, Berkeley begrüßen.

Welche Ziele wollen Sie bei der Internationalisierung erreichen?

Als übergeordnetes Ziel wollen wir die Vernetzung unserer Forscherinnen und Forscher in der weltweiten Fachcommunity weiter stärken. Daran arbeiten wir beständig. Neben persönlichen Kontakten, die unter anderem auf internationalen Konferenzen und in gemeinsamen Projekten geknüpft werden, setzt das ZEW beispielsweise auch auf digitale Plattformen wie RePEc. Über RePEc können Fachartikel, Discussion und Working Papers weltweit publiziert und abgerufen werden. Und auch hier können wir Erfolge vorweisen: Unsere ZEW Discussion Paper Serie ist mittlerweile unter den Top 100 der Working Paper Reihen bei RePEc bei rund 1.500 Downloads pro Monat. Hier sind wir unter den deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituten führend.