ZEW-Erste Group Bank-Konjunkturindikator CEE - Konjunkturerwartungen für Mittel- und Osteuropa trüben sich ein

Konjunkturindikator CEE

Die Konjunkturerwartungen für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) gehen im Juni um 14,8 Punkte auf 20,4 Punkte zurück. 40,9 Prozent der befragten Finanzmarktexperten erwarten weiterhin, dass sich die Konjunktur in der CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten verbessern wird. Der CEE-Indikator, der die Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung in der CEE-Region auf Sicht von sechs Monaten widerspiegelt, wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank, Wien, monatlich gemeinsam mit anderen Finanzmarktdaten erhoben.

Die Konjunkturerwartungen für Österreich gehen im Juni um 14,0 Punkte auf 19,4 Punkte zurück. Für die Eurozone sinkt der entsprechende Indikator um 11,6 Punkte auf 20,4 Punkte.

Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der CEE-Region bleibt im Juni nahezu unverändert bei minus 23,2 Punkten. Der Saldo, der die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage in Österreich abbildet, steigt um 4,0 Punkte auf minus 5,4 Punkte. Die Einschätzung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage in der Eurozone verschlechtert sich um 1,6 Punkte auf minus 38,6 Punkte.

Der Indikator, der die Inflationserwartungen für die CEE-Region widerspiegelt, steigt um 19,7 Punkte auf 38,1 Punkte. Mit 57,1 Prozent rechnet die Mehrheit der Umfrageteilnehmer jedoch nach wie vor mit unveränderten Inflationsraten für die nächsten sechs Monate.
Die Zinserwartungen der Finanzmarktexperten für die Eurozone sinken im Juni marginal auf 40,0 Punkte. Wie im Vormonat erwartet die Mehrheit der Umfrageteilnehmer mit 55,6 Prozent unveränderte kurzfristige Zinsen im Euroraum.

Nach Meinung von rund 40 Prozent der Analysten werden sich die Aktienindizes für die CEE-Region (NTX), Österreich (ATX) und den Eurostoxx 50 auf Sicht von sechs Monaten positiv entwickeln. Die entsprechenden Salden sinken zwar im Juni, bleiben dennoch positiv mit Werten von 13,6 Punkten für den NTX, 14,3 Punkten für den ATX und 12,8 Punkten für den Eurostoxx 50.

Kroatien

Die Konjunkturerwartungen für Kroatien sinken im Juni um 17,5 Punkte auf 5,8 Punkte. Damit verzeichnet der Konjunkturindikator für Kroatien den niedrigsten Wert im Ländervergleich. Die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Lande fällt ebenfalls vorsichtiger aus als noch im Vormonat. Der entsprechende Indikator sinkt um 7,9 Punkte auf minus 44,2 Punkte. Unter den analysierten Aktienindizes schreiben die Experten dem CROBEX ein geringeres Wachstumspotential zu. Der entsprechende Indikator weist den einzigen negativen Wert in dieser Kategorie von minus 2,8 Punkten aus.

Polen

Die Konjunkturerwartungen für Polen setzten ihre volatile Entwicklung fort und gehen um 14,0 Punkte auf 23,0 Punkte in der aktuellen Umfrage zurück. Im Gegensatz dazu verschlechtert sich im Juni die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Lande marginal um 1,4 Punkte auf 7,3 Punkte. Damit verzeichnet der Indikator, der die Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage in Polen widerspiegelt, den einzigen positiven Wert in dieser Kategorie. 56,8 Prozent der Befragten prognostizieren eine Anhebung der kurzfristigen Zinsen durch die polnische Nationalbank in den nächsten sechs Monaten. Der entsprechende Indikator erreicht den höchsten Wert im Ländervergleich von 56,8 Punkten. Mit 61,9 Prozent geht die Mehrheit der Umfrageteilnehmer von einer Aufwertung der polnischen Währung Zloty gegenüber dem Euro in den nächsten sechs Monaten aus.

Rumänien

Der Konjunkturindikator für Rumänien sinkt im Juni um 1,5 Punkte auf 25,7 Punkte. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt um 15,6 Punkte auf minus 63,4 Punkte. Dies ist nach wie vor die schwächste Position in dieser Kategorie im Ländervergleich. Ungeachtet des negativen Saldos für die kurzfristigen Zinsen von minus 20,5 Punkten sowie für den Wechselkurs zwischen der rumänischen Währung und dem Euro von minus 12,8 Punkten, prognostiziert die Mehrheit der Finanzmarktexperten keine Veränderung der beiden untersuchten Größen.

Slowakei

Die Konjunkturerwartungen für die Slowakei sinken um 9,0 Punkte auf 29,3 Punkte im Juni. Der Indikator, der die Einschätzung der gegenwärtigen Situation im Lande widerspiegelt, geht um 5,6 Punkte auf minus 12,0 Punkte zurück. Die Inflationserwartungen der Umfrageteilnehmer für die Slowakei deuten auf steigende Inflationsrisiken in den kommenden sechs Monaten hin. Der entsprechende Indikator steigt signifikant um 16,9 Punkte auf 56,1 Punkte. Dies ist der zweithöchste Wert in dieser Kategorie im Ländervergleich.

Tschechische Republik

Der Konjunkturindikator für die Tschechische Republik sinkt im Juni nur leicht um 2,3 Punkte auf 38,1 Punkte und verteidigt seine führende Position unter den analysierten CEE-Ländern. 52,4 Prozent der Umfrageteilnehmer prognostizieren eine Verbesserung der Konjunktur im Lande. Der Saldo, der die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Tschechischen Republik darstellt, steigt um 1,9 Punkte auf minus 2,3 Punkte. Dies stellt den zweitbesten Wert in dieser Kategorie im Ländervergleich dar. Knapp 60 Prozent der Analysten gehen von einer steigenden Inflationsrate im Lande im kommenden halben Jahr aus. Der entsprechende Indikator steigt um 18,8 Punkte auf 57,1 Punkte. Eine klare Mehrheit der Finanzmarktexperten von 60,0 Prozent erwartet eine Aufwertung der tschechischen Währung gegenüber dem Euro. Der entsprechende Indikator steigt auf 40,0 Punkte.

Ungarn

Die Konjunkturerwartungen für Ungarn sinken im Juni um 6,7 Punkte auf 33,3 Punkte. Dies ist der zweithöchste Wert unter den analysierten CEE-Volkswirtschaften in dieser Kategorie. Im Gegensatz zu den relativ guten Erwartungen erweist sich die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Lande als eher kritisch. Der entsprechende Indikator sinkt um 15,8 Punkte auf minus 58,6 Punkte. Abweichend von den meisten anderen analysierten Ländern prognostiziert etwa die Hälfte der Finanzmarktexperten eine sinkende Inflationsrate in Ungarn für die kommenden sechs Monate. Der entsprechende Saldo fällt um 10,5 Punkte auf minus 30,0 Punkte.

Sonderfrage

Die Sonderfrage im Juni befasst sich mit den Entscheidungen der EU Institutionen, die auf die Begrenzung der Finanzkrise in Griechenland und die Sicherung der Stabilität der Eurozone abzielen. Die höchste Zustimmung mit 59 Prozent der Umfrageteilnehmer gewinnt der Beschluss für stärkere Aufsicht und Regulierung im Finanzsektor. Aber auch das milliardenschwere Hilfspaket für Griechenland wird von mehr als der Hälfte der Experten befürwortet. Fast jeder zweite Teilnehmer schätzt den Einfluss der Schwäche des Euros allgemein als positiv für die CEE-Länder ein. Im Hinblick auf die Einführung der Europäischen Gemeinschaftswährung ist die Mehrheit der Analysten der Meinung, dass die CEE-Länder die Euroeinführung nach hinten verschieben sollten. Knapp 20 Prozent halten sogar das Beibehalten der eigenen Währungen der CEE-Länder für sinnvoll. Dennoch ist nahezu die Hälfte der Experten der Ansicht, dass die eigenen Währungen nicht beibehalten werden dürfen.

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Group Bank AG, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei und Slowenien. Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittelund Osteuropa und den Euroraum sowie die Tschechische Republik, Polen, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich. Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.

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Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de