ZEW-Energiemarktbarometer - Keine Entspannung bei Energiepreisen in Sicht

Forschung

Die Preise für Erdgas, Kohle, Strom und Rohöl werden nach Einschätzung von Energieexperten in den nächsten sechs Monaten weiter steigen. Aber auch langfristig, das heißt auf Sicht von fünf Jahren, erwartet die große Mehrheit der Experten, dass die genannten Energieträger teuerer werden. Sinkende Energiepreise prognostiziert dagegen nur eine Minderheit. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle ZEW-Energiemarktbarometer, eine Umfrage unter mehr als 200 Energiemarktexperten, die halbjährlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung durchgeführt wird.

Etwa 83 Prozent der vom ZEW befragten Experten rechnet damit, dass der Preis für Erdgas innerhalb der nächsten sechs Monate steigen wird. Von gleich bleibenden Preisen beim Erdgas gehen in der kurzen Frist dagegen 15 Prozent aus und nur eine Minderheit von rund zwei Prozent der Befragten glaubt an sinkende Erdgaspreise. Über die nächsten fünf Jahre sehen noch 78 Prozent der Befragten höhere Preisstände beim Erdgas. Unveränderte Preise werden langfristig von rund 17 Prozent erwartet und nur fünf Prozent der Experten gehen von langfristig sinkenden Preisen aus.

Für Kohle erwartet auf Sicht von sechs Monaten eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der Befragten steigende Preise. Stagnierende Preise werden von immerhin 38 Prozent und sinkende Kohlepreise nur noch von zwei Prozent der Befragten prognostiziert. Für die nächsten fünf Jahre erwarten insgesamt 78 Prozent steigende Preise, nur noch 17 Prozent gehen von stagnierenden Kohlepreisen aus. Fünf Prozent der Experten halten sinkende Kohlepreise in der langen Frist für wahrscheinlich.

Auch die Einschätzung der Strompreisentwicklung hat eine klare Richtung. Gut 70 Prozent der Experten erwarten steigende Strompreise bereits in den kommenden sechs Monaten. Weitere 29 Prozent sehen den Preis für Strom kurzfristig auf heutigem Level. Und nur eine verschwindende Minderheit geht von sinkenden Elektrizitätspreisen aus. Über die nächsten fünf Jahre rechnen sogar 93 Prozent der Experten mit steigenden Strompreisen. In dieser deutlichen Mehrheit mögen sich Investitionsunsicherheiten der Energiewirtschaft widerspiegeln. Diese könnten sich – angesichts der notwendigen Kraftwerksinvestitionen in naher Zukunft – auf den Kernenergieausstieg, politische Konflikte beim Neubau von Kohlekraftwerken, aber auch auf die Pläne der EU Kommission beziehen, die CO2 Emissionszertifikate für die Stromerzeuger künftig zu versteigern.

Die hohen Ölpreise waren ein weiteres Thema der Umfrage. Noch in der Januar-Umfrage des ZEW-Energiemarktbarometers wurde mehrheitlich mit einer kurzfristigen Entspannung oder Stagnation am Ölmarkt gerechnet. Diese Hoffnungen sind mittlerweile verflogen. Nach Einschätzung der Experten wird sich an den Rekordständen des Ölpreises so schnell nichts ändern: Nur etwa acht Prozent erwarten, dass der Preis für Rohöl in den nächsten Monaten oder Jahren sinken wird. Hingegen sehen 61 Prozent der Befragten den Preis für ein Barrel in den nächsten sechs Monaten eher steigen, 30 Prozent rechnen damit, dass der Ölpreise sein derzeitiges Niveau halten wird. Für die nächsten fünf Jahre prognostizieren nur 17 Prozent der Umfrageteilnehmer stagnierende Preise, wohingegen Dreiviertel aller Befragten weiter steigende Preise erwarten.

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