ZEW Energiemarktbarometer - Großkunden können bis Mitte 2012 mit eher stabilen Energiepreisen rechnen

Forschung

Einen Anstieg der Energiepreise müssen Großkunden bis Mitte des Jahres 2012 nicht befürchten. Auf Sicht von fünf Jahren ist eine Verteuerung von Energie für Industrieunternehmen, große Gewerbebetriebe, Kommunen und andere Endverbraucher, die Strom, Erdöl, Erdgas und Kohle in großem Umfang nachfragen, allerdings so gut wie sicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des ZEW Energiemarktbarometers unter rund 200 Fachleuten aus der Energiewirtschaft. Sie wurden Ende 2011 zu den kurz- und mittelfristigen Trends bei den Energiepreisen für Großkunden befragt.

Beim Energieträger Kohle ist das Votum der befragten Energiemarktexperten recht eindeutig: 63 Prozent prognostizieren, dass der Kohlepreis auf Sicht von sechs Monaten auf gleichem Niveau bleiben wird wie zum Jahresende 2011. Höhere Kohlepreise erwartet ein knappes Drittel der Befragten. Auf Sicht von fünf Jahren dreht sich das Bild indessen völlig. Nur noch 30 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen für diesen Zeitraum mit einem unveränderten Preisniveau für Kohle. Dagegen gehen 66 Prozent von steigenden Kohlepreisen aus.

Bei der Einschätzung der Entwicklung der Elektrizitätspreise im kommenden halben Jahr gibt es beinahe ein Patt. Während etwas mehr als die Hälfte der Experten stagnierende oder gar sinkende Strompreise erwartet, sind 47 Prozent von kurzfristig steigenden Strompreisen überzeugt. Mit 95 Prozent erwartet eine überwältigende Mehrheit, dass Strom in den kommenden fünf Jahren teurer werden wird.

"Die derzeitigen Preiserwartungen sind weitgehend von der konjunkturellen Entwicklung bestimmt", sagt Nikolas Wölfing, Wissenschaftler im Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcen­ökonomik des ZEW. "Während die kurzfristige Aussicht weiterhin unsicher ist, kann man mit Blick auf die kommenden fünf Jahre davon ausgehen, dass sich der Preisanstieg bei Energierohstoffen aus dem letzten Jahrzehnt fortsetzt." Mit Blick auf den Strommarkt: "In Deutschland sind die notwendigen Investitionen für den Umbau der Stromversorgung ein Kostenfaktor, welcher letztlich vom Verbraucher getragen werden muss. Langfristig könnte hierdurch allerdings die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringert werden."

59 Prozent der Umfrageteilnehmer sind optimistisch und erwarten stagnierende oder sinkende Preise für Rohöl in den kommenden sechs Monaten. 41 Prozent rechnen mit Preissteigerungen. Für die kommenden fünf Jahre ist die Prognose der Energiemarktexperten allerdings eindeutig:  82 Prozent erwarten, dass die Erdölpreise anziehen werden.

Beim Erdgas rechnen 62 Prozent der Befragten mit einem stabilen oder geringeren Preis bis etwa zur Jahresmitte. Dagegen gehen 38 Prozent von Preissteigerungen für diese Zeitspanne aus. Auf Sicht der kommenden fünf Jahre sind sich dagegen fast drei Viertel der befragten Energiemarktexperten einig, dass der Preis für Erdgas steigen wird. 27 Prozent der Befragten rechnen dagegen mit stabilen oder sinkenden Preisen.

Für Rückfragen zum Inhalt

Nikolas Wölfing, Telefon 0621/1235-217, E-Mail woelfing@zew.de

 

Das ZEW Energiemarktbaromter

Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen, Regionalversorgern ebenso wie EVU und Ökostromunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt. Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungszeitraum: November 2011) sind in den ZEWnews Januar/Februar 2012 erschienen.

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