Stigmatisierung wegen Arbeitslosigkeit hemmt den Wiedereinstieg in den Beruf

Forschung

Die Rezession bedeutet auch für viele Menschen in Deutschland den Verlust des Arbeitsplatzes. In Zeiten wirtschaftlicher Schwäche führen Arbeitgeber die Arbeitslosigkeit von Bewerbern jedoch vor allem auf die konjunkturelle Lage zurück, anstatt diese den Jobsuchenden negativ auszulegen. In der Hochkonjunktur ist das anders. Im Aufschwung neigen Arbeitgeber eher dazu, eine vermeintlich geringe Produktivität des Bewerbers als Ursache seiner Arbeitslosigkeit zu unterstellen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die Stigmatisierungseffekte für männliche Arbeitslose untersucht.

Die Studie wertet Daten des Soziökonomischen Panel für Deutschland von 1991 bis 2004 aus. Mit Hilfe eines ökonometrischen Modells, in das die sozio-demographischen Daten von arbeitslosen und abhängig beschäftigten Männern im Alter von 26 bis 56 Jahren einfließen, gelingt es den ZEW-Wissenschaftlern, Stigmatisierungseffekte nachzuweisen. "Arbeitgeber schätzen die Wahrscheinlichkeit, bei guter Konjunktur arbeitslos zu sein, als gering ein. Dass ein Bewerber in Zeiten prosperierender Wirtschaft dennoch keine Stelle hat, wird ihm folglich als Zeichen geringer Leistungsfähigkeit ausgelegt. Damit verringern sich seine Chancen auf eine neue Anstellung", sagt Susanne Steffes, Arbeitsmarktexpertin am ZEW. "Ist die Konjunktur schlecht, wird die Arbeitslosigkeit dagegen eher auf die gesamtwirtschaftliche Situation zurückgeführt und weniger auf individuelle Eigenschaften".

Die Untersuchung gibt ferner über den Zeitpunkt Aufschluss, auf den Arbeitgeber abstellen, wenn sie die Arbeitslosigkeit eines Bewerbers beurteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht etwa die wirtschaftliche Lage in welcher der Jobsuchende tatsächlich arbeitslos wurde, für die Wahrnehmung der Arbeitgeber ausschlaggebend ist. Vielmehr berücksichtigen Arbeitgeber bei ihrer Einstellungsentscheidung die aktuelle konjunkturelle Lage. Das heißt in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit legen sie weniger Gewicht auf eine etwaige Arbeitslosigkeit des Jobsuchenden, selbst wenn dieser zu einer Boomphase arbeitslos wurde.

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Dr. Susanne Steffes, Telefon: 0621/1235-281, E-Mail: steffes@zew.de

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