Belebung bei Fusionen und Übernahmen in Deutschland

Forschung

Die gute Konjunkturentwicklung in Deutschland sorgt im laufenden Jahr für eine Belebung bei Fusionen und Übernahmen (M&A). Damit scheint der in den zurückliegenden beiden Jahren zu beobachtende Negativtrend bei den M&A-Aktivitäten hierzulande durchbrochen zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Prognose des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim.

Das ZEW hat auf Grundlage der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk (BvD) einen M&A-Index für Deutschland entwickelt und dessen weiteren Verlauf bis Anfang des Jahres 2012 prognostiziert. Während der Indikator im November 2010 noch bei einem Rekordtief von 32 Punkten verharrte, erreicht er im Januar 2011 immerhin bereits wieder ein Niveau von 46 Punkten. Mit diesem Wert liegt er noch immer weit unter seinem Ausgangsstand von 100 Punkten im Januar 2000. Allerdings deutet die vom ZEW berechnete zwölfmonatige Prognose des M&A-Indexes für Deutschland auf eine Bodenbildung und einen Aufwärtstrend bis Anfang 2012 hin. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Ereignisse in Japan und Nordafrika keine oder nur eine kurzfristige negative Auswirkung auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland haben.

"Die Rekordgewinne deutscher Unternehmen und das starke Wirtschaftswachstum in Deutschland werden noch in diesem Jahr zu steigenden Aktivitäten am M&A-Markt führen und sich im nächsten Jahr fortsetzen", kommentiert Tobias Spanka, General Manager BvD.

Im Vergleich zu den M&A-Aktivitäten weltweit lässt sich feststellen, dass die Entwicklung des deutschen M&A-Marktes deutlich weniger dynamisch verläuft. Während weltweit bereits im Jahr 2010 nach dem starken Einbruch infolge der Wirtschaftskrise eine allmähliche Stabilisierung beobachtet werden konnte, war in Deutschland zu diesem Zeitpunkt ein erneuter deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Begründen lässt sich diese negative Entwicklung unter anderem damit, dass sich deutsche Unternehmen 2010 vorrangig auf ihre interne Restrukturierung konzentrierten. Mittlerweile scheint das Augenmerk der Unternehmensführungen aber nicht mehr nur auf der Restrukturierung zu liegen. Vielmehr werden Fusionen und Übernahmen wieder als eine mögliche Wachstumsstrategie angesehen.

Die grundlegend optimistische Einschätzung der M&A-Entwicklung in Deutschland lässt sich vor allem auf die Finanzierungsbedingungen zurückführen, die sich seit Ende 2009 deutlich verbessert haben. So verfügen die Unternehmen wieder über genügend Eigenkapital, Banken sind wieder freigiebiger bei der Kreditvergabe und die Zinsen sind nach wie vor niedrig.

Auf Grundlage der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk (BvD) wurde ein M&A-Index speziell für Deutschland konzipiert, der die Entwicklung abgeschlossener Fusionen und Übernahmen seit dem Jahr 2000 abbildet. Der ZEW-ZEPHYR M&A-Index Deutschland berechnet sich aus der Anzahl der in Deutschland monatlich abgeschlossenen M&A-Transaktionen. In diesen Index werden ausschließlich Übernahmen und Fusionen von und mit deutschen Unternehmen berücksichtigt. Eine Differenzierung nach dem Ursprungsland des Käufers oder Partners findet jedoch nicht statt. Dies bedeutet, dass sowohl inländische auch als ausländische Käuferunternehmen berücksichtigt werden, während die Zielunternehmen in Deutschland tätig sind.

Insbesondere  makroökonomische Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die konjunkturelle Entwicklung oder  Finanzmarktentwicklung determinieren die M&A Aktivität. Daher wurde auf Grundlage einer empirischen Studie neben dem OECD Frühindikator für Deutschland (CLI), das langfristige Zinsniveau, der Verlauf des DAX und der Anzahl im Markt kursierender Gerüchte über zukünftige Fusionen für die Prognoseberechnung der M&A Aktivität in Deutschland verwendet.

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Dr. Vigen Nikogosian, E-Mail nikogosian@zew.de