ZEW-Umfrage unter Finanzmarktexperten - Sympathien für eine "Bad Bank light"

Forschung

Die direkte Beteiligung des Staates an Finanzinstituten sowie eine "Bad Bank light" sind am besten geeignet, um durch die Finanzkrise an den Rand der Pleite gebrachte deutsche Banken zu sanieren. Die vollständige Verstaatlichung von Banken wie auch die Gründung einer "Bad Bank" stellen demgegenüber nicht die richtigen Mittel zur Widerherstellung der Finanzmarktstabilität dar. Hiervon zeigt sich die Mehrheit der 274 Finanzmarktexperten überzeugt, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragt hat.

Derzeit werden unterschiedliche Maßnahmen zur Bereinigung der Bankbilanzen um "faule" Wertpapiere diskutiert. Eine Möglichkeit ist die Gründung einer zentralen "Bad Bank" oder mehrerer "Bad Banks". Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Einrichtung einer Institution, etwa in Gestalt eines Sicherungsfonds, die den Banken ihre schlechten Wertpapiere abkauft. Diese Lösung wirft jedoch einige Probleme auf. So ist beispielsweise unklar, welche Papiere von den Banken als "schlecht" deklariert werden dürfen. Ungelöst ist auch die Frage, welcher Preis für die schlechten Papiere angemessen wäre und wie verhindert werden kann, dass der Staat zu viel Geld für sie bezahlt. Vor diesem Hintergrund lehnen 51 Prozent der befragten Finanzmarktexperten das Modell einer zentralen "Bad Bank" ab, 33 Prozent befürworten sie und 16 Prozent sind unentschieden.

Die Probleme, die die Errichtung einer "Bad Bank" mit sich bringt, können teilweise durch das Modell einer "Bad Bank light" gelöst werden. Bei einer "Bad Bank light" übernimmt der Staat die schlechten Wertpapiere im Tausch gegen eine Ausgleichsforderung in Höhe ihres Wertes zum Bilanzstichtag. Im Unterschied zur klassischen Bad Bank muss der Staat den Banken damit nicht sofort Liquidität zur Verfügung stellen. Erst bei Fälligkeit der Papiere muss er für einen Wertverlust einstehen. Als Ausgleich dafür erhält der Staat über mehrere Jahrzehnte hinweg von den Banken dann Jahr für Jahr einen Teil ihrer Gewinne. Dieses Modell würde die Banken sofort entlasten, sie gleichzeitig aber auch an der Finanzierung ihrer schlechten Papiere beteiligen. Angesichts dieser Argumente steigt die Zustimmung der Finanzmarktexperten zu einer "Bad Bank light" auf 46 Prozent. Nur 20 Prozent lehnen solch ein Modell ab. Allerdings liegt der Anteil der Unentschlossenen unter den Experten bei 34 Prozent.

Der kompletten Verstaatlichung von Banken erteilen 64 Prozent der befragten Analysten eine klare Absage. Nur 20 Prozent gehen davon aus, dass ein solcher Schritt zur Stabilisierung der Finanzmärkte beitragen könnte, 16 Prozent sind unentschlossen.
Trotz der diskutierten Hilfsmaßnahmen wird die Bankenkrise andauern. Mehr als die Hälfte der Experten geht davon aus, dass die Krise erst in 18 bis 24 Monaten ausgestanden sein wird.

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Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de