Chancengleichheit in den Vereinigten Staaten: US-Bevölkerung fehlen Möglichkeiten zur politischen Beteiligung

Forschung

Die USA haben gewählt: Der republikanische Kandidat Donald Trump übernimmt das Amt des US-Präsidenten.

Der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten von Amerika mangelt es zwar rechtlich nicht an Möglichkeiten, auf die Politik Einfluss zu nehmen. Allerdings sind die Möglichkeiten, diese Rechte auch tatsächlich wahrzunehmen, größtenteils bereits schon bestimmt, bevor Kinder das wahlfähige Alter erreichen. Je nach familiärem Hintergrund und individuellen Kindheitserfahrungen kommen für weniger Privilegierte vor allem Parteizugehörigkeit, der direkte Kontakt mit Amtsträgern sowie die Teilnahme an Demonstrationen und Protestmärschen als Instrumente politischer Partizipation gar nicht erst in Frage. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, die erstmals die Chancengleichheit bei politischen Beteiligungsmöglichkeiten in den USA geschätzt hat.

Für ihre Analyse zogen die ZEW-Wissenschaftler national repräsentative Paneldaten US-amerikanischer Bildungseinrichtungen heran, die mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) in Deutschland vergleichbar sind. Aus diesen Daten ließen sich Informationen über äußere Lebensumstände wie die soziale Herkunft, kognitive Fähigkeiten, schulische Leistungen, Religionszugehörigkeit und auch die psychosoziale Stabilität von US-Amerikanern/-innen in der Spanne zwischen Kindheit und Erwachsenenalter gewinnen. 

 

 

 

 

"Amerika ist ein Land der begrenzten Möglichkeiten"

Auf der Ebene politischer Teilhabe betrachteten die Wissenschaftler die Registrierung zur US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 sowie die tatsächliche Stimmabgabe für diese Wahl, die letztlich der republikanische Bewerber George W. Bush für sich entschied. Hinzu kamen der persönliche Kontakt mit Politikern, die Teilnahme an Kundgebungen und Protestmärschen, die Mitgliedschaft in einer politischen Organisation, ehrenamtliche Arbeit etwa für Vereine und schließlich die Häufigkeit der Stimmabgabe bei Regional- und Kommunalwahlen.

 

"Wenn es um politische Partizipation geht, ist Amerika ein Land der begrenzten Möglichkeiten", fasst Prof. Dr. Andreas Peichl, Leiter der ZEW-Forschungsgruppe "Internationale Verteilungsanalysen" und Mitautor der Studie, zusammen. "Unsere Resultate zeigen, dass die Chancen auf politische Beteiligung in USA je nach Beteiligungsinstrument bis zu 50 Prozent durch soziales Milieu und Kindheitssituation vorherbestimmt sind." Inwiefern eine Person politisch aktiv ist, lasse sich somit vor allem auf Faktoren zurückführen, die sich der eigenen Kontrolle entziehen. "Politische Beteiligung ist quasi eine Geburtslotterie", so Andreas Peichl.

 

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Prof. Dr. Andreas Peichl, Telefon 0621/1235-389, E-Mail peichl@zew.de