Stellungnahme ZEW-Forschungsbereichsleiter Prof. Dr. Sascha Steffen: "Die EZB-Entscheidung stellt die Banken vor massive Probleme"

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beschlossen, den Spitzenfinanzierungssatz auf null Prozent und den Einlagezinssatz von minus 0,3 Prozent auf minus 0,4 Prozent zu senken. Zudem erweiterte sie das Anleihen-Kaufprogramm ("Quantitative Easing") um weitere 20 Milliarden Euro auf nunmehr 80 Milliarden Euro und beschloss ein weiteres Liquiditätsprogramm für die Banken. Die Entscheidung geht über die Erwartungen des Marktes hinaus und führte zu kräftigen Reaktionen der Börsen in Deutschland und den USA. Zur heutigen Entscheidung der EZB äußert sich Prof. Dr. Sascha Steffen, Leiter des Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement" am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

"Die EZB-Entscheidung stellt die Banken auch in Zukunft vor massive Probleme und ist ein Risiko für die Finanzmarktstabilität in Europa. Gerade die kleinen und mittelgroßen Banken sowie Sparkassen, die von Fristentransformationen leben, werden durch die Entscheidung benachteiligt. Sie werden in Zukunft Probleme haben, profitabel zu arbeiten. Zudem ist nicht klar, ob die Strategie der EZB aufgeht. Die Banken könnten gezwungen sein, die Zinsen zu erhöhen, um profitabel zu arbeiten. Dies würde der Strategie der EZB widersprechen.

Außerdem haben die Banken kein Liquiditätsproblem, sondern viele Banken haben ein Insolvenzproblem, das die nationalen Regierungen versäumt haben, zu adressieren. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Maßnahmen der EZB mittelfristig zu nachhaltigem Wachstum führen."

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Prof. Dr. Sascha Steffen, Telefon 0621/1235-140, E-Mail steffen@zew.de