"Die EZB sollte nach Fed-Vorbild das Ende der Negativzinsen einläuten"

Kommentar

Die US-amerikanische Notenbank Fed hat die Leitzinsen drei Monate nach der vorangegangenen Erhöhung im Dezember 2016 nun erneut angehoben, auf ein Niveau von 0,75 bis 1,0 Prozent. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs "Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft" am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, erklärt dazu:

"Die Entscheidung der Fed ist auch für die Eurozone von Bedeutung. Die Europäische Zentralbank (EZB) gerät mit der sich nun abzeichnenden zügigen Erhöhung der Dollar-Zinsen noch stärker unter Druck, endlich das Ende der Negativzinsen einzuläuten. Reagiert EZB-Präsident Mario Draghi nicht bald auf die Entscheidungen der Fed, dann wird die Geldpolitik der EZB immer mehr zum Wettbewerbsnachteil für europäische Banken im Vergleich mit ihren US-Konkurrenten.

Während europäische Banken aufgrund des negativen Einlagezinses milliardenschwere Strafzinsen zahlen müssen, können US-Banken mit den Einlagen ihrer Kunden endlich wieder Geld verdienen. Auch wird das sich für die USA abzeichnende rasche Zinserhöhungstempo den Euro im Verhältnis zum Dollar weiter schwächen. Das lässt nicht nur die Euro-Inflation weiter steigen. Diese Entwicklung verschärft zudem das Problem hoher deutscher Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA, was wiederum die Wahrscheinlichkeit eines von der Trump-Administration entfachten Handelskrieges erhöht.

Die EZB sollte sich die Handlungsfähigkeit von Fed-Chefin Janet Yellen daher zum Vorbild nehmen. Es gibt kaum noch ein valides Argument, Sparer und Banken in Europa noch länger mit negativen Einlagenzinsen zu traktieren."

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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail heinemann@zew.de