Der diesjährige Weltumwelttag hat unter dem Motto „Umwelt macht natürlich glücklich“ stattgefunden. Kritiker von umweltpolitischen Maßnahmen, wie der US-amerikanische Präsident Donald Trump, der gerade den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet hat, bezweifeln, ob das „Glück“ durch eine saubere Umwelt die Kosten der Maßnahmen für die Wirtschaft aufwiegen könne. Nun ist das Ausmaß des Glücks einer bilanziellen Überprüfung nur schwer zugänglich. Eine Vermessung der Wertschätzung für eine „saubere Umwelt“ ist hingegen möglich und zeigt teilweise beeindruckende Ergebnisse.

„Saubere Umwelt“ steht dabei für viele verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und Naturausstattungen. Die Umwelt wird zum einen für die Aufnahme von Emissionen wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid genutzt, aber auch als Quelle von Ressourcen. Wälder als Erholungsgebiete, Flussauen für den Hochwasserschutz, Regenwälder als Hort unerforschter Medizinpflanzen fallen ebenfalls unter die Nutzungsmöglichkeiten. Während der direkte Nutzen einer Ressource meist einfach zu bewerten ist, spricht man im Zusammenhang anderer direkt und indirekt genutzter Umwelt-Komponenten auch von Optionswerten oder Existenzwerten. Das Individuum unterstützt den Erhalt des Waldes, auch wenn es nie dort war, da es einen Nutzen allein aus dem Wissen um sein Vorhandensein zieht. Oder weil es sich die Option einer zukünftigen Nutzung offen halten möchte. 

Bei der Bestimmung dieser Wertschätzung der Menschen für Naturausstattung, wie sauberer Luft, sauberem Wasser oder Bio­diversität, verwenden Ökonomen/-innen unterschiedliche Methoden. Eine davon ist die Nutzung indirekter Daten. Gemeinsam mit der Universität Kopenhagen hat das ZEW jüngst den Wert städtischer Grünflächen auf dem Kopenhagener Wohnungsmarkt in Dänemark untersucht. Die Wohnungspreise in der dänischen Hauptstadt sind demnach höher in einer grüneren Umgebung. An dem spezifischen Beispiel eines kleinen Parks zeigte sich, dass die Haushalte im Umkreis bereit wären, insgesamt mehr als zwei Millionen Euro jährlich für den Erhalt dieses Parks zu zahlen.

Der Wert der Umwelt als messbare Größe

Ein anderer Ansatz, die Zahlungsbereitschaft für Naturausstattungen zu beurteilen, sind direkte Befragungen. Die Ölkatastrophe im Jahr 2010, ausgelöst durch die Explosion der BP-Bohrinsel „Deep Water Horizon“, liefert ein jüngstes Beispiel. Mit 3,2 Millionen Barrel an ausgeflossenem Öl im Ozean ist sie die größte ihrer Art, die jemals in der Geschichte der USA aufgezeichnet wurde. Die Schäden am lokalen Ökosystem sowie für den Tourismus und die Fischerei waren schwerwiegend. Auf Basis einer Befragung ermittelten Wirtschaftswissenschaftler/innen, dass der durchschnittliche US-Haushalt bereit wäre, 153 US-Dollar zu zahlen, um eine Wiederholung dieses Vorfalls zu vermeiden. Hochgerechnet auf die gesamte Bevölkerung der USA ergibt dies eine beeindruckende Zahlungsbereitschaft von 17,2 Milliarden US-Dollar.

Schließlich gibt es auch die Beobachtung direkter Zahlungen zur Kompensation von Umweltschäden. Zusammen mit einem deutschen Fernbusdienstleister hat das ZEW die Entscheidung von Kunden/-innen erfasst, über einen Preisaufschlag ihre individuellen CO2-Emissionen der Busreise zu kompensieren. Ein Drittel der Kunden/-innen waren bereit, die durch ihre Reise entstandenen Schäden vollständig zu kompensieren, auch wenn sie dadurch einen Preisaufschlag zahlen mussten. Viele der Kunden/-innen befürworteten auch ein stärkeres Engagement des Busunternehmens für den Klimaschutz.

Der Wert der Umwelt ist kein Fantasieprodukt, sondern eine messbare Größe. Den Kosten, die für den Umwelt- und Klimaschutz aufgebracht werden, stehen dadurch konkrete, bilanzierbare Wertschätzungen gegenüber. Umwelt macht natürlich glücklich, und wir können auch bestimmen, wie sehr wir sie schätzen.