Was bedeutet die neue US-Präsidentschaft für Europa?

Nachgefragt

Der neue US-amerikanische Präsident Donald Trump beginnt allmählich damit, seinem wirtschaftspolitischen Kurs erste Konturen zu verleihen: Strafzölle auf mexikanische Importe in die USA werden angedroht, per Dekret wird ein Einreisestopp für Migranten/-innen aus sieben muslimischen Ländern verfügt sowie der Bau einer Mauer zum Nachbarland Mexiko. ZEW-Forschungsbereichsleiter Friedrich Heinemann beurteilt diese Maßnahmen kritisch.

Was bedeutet die Wahl für die Exportnation Deutschland?

Die USA sind mit einem Anteil von knapp zehn Prozent der wichtigste nationale Absatzmarkt deutscher Exporteure, der besonders dynamisch wächst. Deutschland hat außerdem im Verhältnis mit den USA einen sehr hohen Außenhandelsüberschuss. Das könnte die hiesige Exportwirtschaft besonders in den Fokus der Trump-Administration bringen. Macht Trump ernst mit seiner Idee verstärkter Schutzzölle, dann werden auch wir das schmerzhaft zu spüren bekommen. Dabei betreffen die möglichen Schäden längst nicht nur den direkten bilateralen Handel zwischen beiden Ländern. Indirekte Folgen ergeben sich über die Verluste, die deutsche Konzerne mit Standorten in Mexiko erleiden.

Gibt es ökonomisch rationale Argumente für eine stärker protektionistische Politik der USA?

Wenn Donald Trump ein ökonomisch konsistentes Weltbild haben sollte, dann dürfte das sehr nahe bei den Sichtweisen des Merkantilismus liegen. Die Merkantilisten haben ganz ähnlich argumentiert wie Trump heute: Ein Land gewinnt demnach an Wohlstand, wenn es seine Industrien durch Zölle schützt sowie durch Exporte und Leistungsbilanzüberschüsse das inländische Vermögen mehrt. Klassische Ökonomen haben dieses merkantilistische Weltbild schon vor mehr als zweihundert Jahren entlarvt. Der Merkantilismus nützt in erster Linie den geschützten inländischen Unternehmen. Eine nachhaltige Wohlstandssteigerung gelingt viel eher dort, wo sich Länder konsequent für den internationalen Wettbewerb öffnen. Es ist daher nicht überraschend, dass Trump viele begeisterte Fans im US-Unternehmerlager hat. In einer Hinsicht allerdings unterscheidet sich der Neomerkantilist und Mauerbauer Trump markant von den Merkantilisten: Diese haben alles getan, um Menschen aus anderen Ländern anzulocken und anzusiedeln. Sie wussten, dass leistungsbereite Wirtschaftsmigranten für ein Gastland ein Gewinn sind.

Welche Auswirkungen wird die Trumpsche Wirtschaftspolitik auf das Wachstum der Weltwirtschaft haben?

Die größte Gefahr ist, dass eine aggressive US-Zollpolitik Vergeltung anderer Handelsnationen auslösen könnte. Zudem ist Trumps völlige wirtschaftspolitische Unberechenbarkeit eine Belastung für die Weltwirtschaft. Mexiko erlebt die Folgen einer solchen Verunsicherung bereits durch einen Absturz seiner Währung und den plötzlichen Investitionsstreik internationaler Unternehmen. Diese Schockwellen reichen weit nach Südamerika. Auch die an den Börsen gehandelte Hoffnung auf die positiven Wirkungen großer US-Konjunkturpakete ist  übertrieben. Wenn Trump jetzt die US-Konjunktur durch Steuerentlastungen und Investitionen stimuliert, dann zum falschen Zeitpunkt. Die US-Wirtschaft läuft bereits rund und ist an der Vollbeschäftigungsgrenze. Zusätzliche fiskalische Stimuli würden die Inflation anheizen und die US-Notenbank Fed zu deutlichen Zinserhöhung-en zwingen. Letztlich müsste dann mit einer weltweit höheren Wechselkurs- und Finanzmarktvolatilität gerechnet werden.