Entscheidungswirkungen und Reform der Besteuerung in Europa - Eine EDV-gestützte internationale Analyse

Entscheidungswirkungen und Reform der Besteuerung in Europa - Eine EDV-gestützte internationale Analyse

Das Erfordernis einer grundlegenden Reform der Unternehmensbesteuerung in Deutschland wird in jüngster Zeit heftiger diskutiert denn je. Ziel der Steuerreform soll es sein, Investitionsanreize für Unternehmen zu schaffen, um gesamtwirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung zu erreichen. Zwar sind bei unternehmerischen Entscheidungskalkülen verschiedene ökonomische wie auch außerökonomische Einflussfaktoren zu berücksichtigen, dennoch haben die steuerlichen Rahmenbedingungen hier eine entscheidende Bedeutung. Dieser Zusam-menhang zwischen Besteuerung und Investitionsverhalten wurde über die betriebswirtschaftliche Investitionstheorie hinaus in unterschiedlichen ökonometrischen wie auch behavioristischen empirischen Studien mit Signifikanz nachgewiesen. Entsprechend ist in der Veränderung der steuerlichen Rahmenbedingungen auch der Ansatzpunkt für Veränderungen beim Investitionsverhalten von Unternehmen zu sehen. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Entwicklung eines Modells, das die quantitative Analyse steuerlicher Einflussnahme auf die Investitionsentscheidung von Unternehmen im Rahmen eines internationalen Vergleichs ermöglicht. Die Auswirkungen sind generell von den Daten des Einzelfalles abhängig. Zur Verwirklichung der Zielsetzung war daher ein Ansatz herzuleiten, der es ermöglicht, allgemeingültige Aussagen zu machen und bei dem sowohl differenziert ausgestaltete Unternehmensdaten als auch ländertypische ökonomische Rahmenbedingungen berücksichtigt werden können. Dies wurde mit Hilfe eines internationalen Standortvergleichs erreicht, bei dem ländertypische Unternehmen (und Unternehmensstrukturen) bzw. ökonomische Rahmenbedingungen zugrunde gelegt wurden. Für die Umsetzung des Standortvergleichs wurden die Länder Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und die USA herangezogen. Damit sind alle wesentlichen Steuersysteme in Europa berücksichtigt. Zudem sind die USA in mehrfacher Hinsicht als Vorbild für ein europäisches Steuersystem bedeutsam. Ein besonderes Merkmal ist dabei das Zusammenwirken von betriebswirtschaftlicher und mikroökonomischer Methodik, indem ein detailliert ausgestaltetes Unternehmensmodell um eine empirisch getestete Investitionsfunktion erwei-tert wird. Ein weiteres Erfordernis ist die detaillierte Berücksichtigung der für die Investitionsentscheidung relevanten steuerlichen Rahmenbedingungen auf Unternehmensebene einschließlich steuerlicher Investitionsförderungsmaßnahmen. Ebenso ist die Besteuerung des Anteilseigners relevant, der als Kapitalgeber auftritt und in Abhängigkeit der Unternehmensgröße maßgeblichen Einfluss auf die Investitionsentscheidung ausüben kann. Anhand der Ergebnisse können dadurch zum einen neue Erkenntnisse über die Wirkungsweisen von Steuersystem, Steuerarten und Investitionsförderungsmaßnahmen gewonnen werden. Zum anderen sind die Resultate sowohl für die künftige nationale als auch europäische Steuerpolitik bedeutsam, indem eine wesentlich fundiertere Deduktion von Gestaltungsempfehlungen für die Wirtschafts- und Steuerpolitik mit dem Ziel, wirksame Investitions- und Innovationsanreize zu schaffen, möglich wird.

Projektteam

Otto H. Jacobs

Otto H. Jacobs

Research Associate

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Ausgewählte Publikationen

Stellungnahme zur Steuerreform 1999/2000/2002

Jacobs, Otto H., Dietmar Harhoff, Christoph Spengel, Tobias Eckerle, Claudia Jaeger, K. Müller, Fred Ramb und Alexander Wünsche (1998), Stellungnahme zur Steuerreform 1999/2000/2002, ZEW-Dokumentation Nr. 98-10, Mannheim

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