Die Auswirkungen der Liberalisierung des Strommarktes auf die Tarife privater Verbraucher

Im Zuge der Deregulierung und Restrukturierung europäischer Strommärkte bestand eine der Hauptaufgaben darin, die Einzelhandelsmärkte für Endverbraucher zu liberalisieren. Während der Markt früher von monopolistischen Anbietern bestimmt wurde, haben Konsumenten nun durch die Liberalisierung der Einzelhandelsmärkte freie Wahl bei der Auswahl ihres Stromversorgers. Dennoch ist es fraglich, ob diese kostenaufwendige Reform nun wie erhofft durch günstigere Tarife die Wohlfahrt der Konsumenten erhöht oder nicht. In einer Studie haben wir den Effekt der Liberalisierung des Einzelhandelsmarktes auf die Tarife der Endverbraucher ermittelt. Als Basis wurden hierfür die Tarifdaten von privaten Verbrauchern in 21 europäischen Ländern im Zeitraum 1995–2014 untersucht. Um sicherzugehen, dass die Ergebnisse nicht durch Einflüsse wie die Pfadabhängigkeit in dynamischen Panelmodellen oder die Endogenität von Kontrollvariablen verfälscht werden, fanden verschiedene Schätzmodelle (2SLS, LSDVC, GMM) Anwendung. Unseren Ergebnissen zufolge sind die Tarife der Endverbraucher ein Jahr nach der Stromliberalisierung um 2,5% gesunken. Auf regionaler Ebene wirkte sich die Liberalisierung unterschiedlich aus. Während in Mitteleuropa ein positiver Effekt erzielt wurde, kam es in Osteuropa hingegen sogar zu einem Anstieg der Tarife. Zudem weisen die Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Tarife durch die Privatisierung meist günstiger werden. Bei Entflechtungen konnte kein messbarer Effekt festgestellt werden. In der Studie konnte außerdem festgestellt werden, dass Investitionen in erneuerbare Energien zwar die Steuern erhöhen, was sich in der Stromrechnung des Endverbrauchers niederschlägt; die Tarife an sich sind von dieser Erhöhung allerdings nicht betroffen.