Zur regionalen Konzentration von Innovationspotentialen in Deutschland

ZEW-Dokumentation Nr. 98-09 // 1998
ZEW-Dokumentation Nr. 98-09 // 1998

Zur regionalen Konzentration von Innovationspotentialen in Deutschland

Wo liegen Deutschlands regionale und sektorale Innovationsschwerpunkte? Innovative regionale Agglomerationen zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß die ansässigen Unternehmen intensiv auf Hochschulabsolventen zurückgreifen, viele Naturwissenschaftler und Ingenieure beschäftigen und Forschung und experimentelle Entwicklung in hohem Maße durchführen. Die Spitzengruppe aus acht Regionen ist vorwiegend in Süd- bzw. Südwestdeutschland aber auch in den großen norddeutschen Städten lokalisiert: Hamburg, Bremen, Untermain, Ludwigshafen, Mannheim/Heidelberg, Stuttgart, Nürnberg/ Erlangen und München. Mit leichtem Abstand lassen sich neun weitere Regionen mit hohem industriellen FuE-Potential und hoher Dienstleistungskompetenz identifizieren, ebenfalls vorwiegend im west- und süddeutschen Raum (Mülheim-Oberhausen, Essen, Düsseldorf, Köln, Wiesbaden, Darmstadt, Bodensee-Oberschwaben, Ulm, Berlin und Dresden). Insbesondere Dresden erweist sich in diesem Sinne als das regionale Kompetenzzentrum in den neuen Bundesländern.

Unterschiede zwischen den Regionen kommen zum einen durch den Besatz mit Großunternehmen in forschungsintensiven Industrien zustande. Insbesondere Branchen der Spitzentechnik sind zudem stärker in Agglo-me-rationen konzentriert, während die Industrien der Höherwertigen Technik breiter im Raum verteilt sind. Die Klassifizierung der Regionen nach ihren Innovationspotentialen hat sich im Zeitablauf kaum geändert. Trotz kontinuierlicher regionaler Fördermaßnahmen zugunsten der ländlichen und "altindustrialisierten" Räume haben die genannten Regionen ihre Zugkraft für technologieintensive Industrien und hochwertige Dienstleistungs- und Forschungsfunktionen beibehalten.

Trotz der großen Bedeutung forschungsintensiver Industrien für Innovationsdynamik, Wachstum und Beschäftigung wird der innovationsorientierte Strukturwandel immer stärker durch Dienstleistungen geprägt. In den Regionen München, Berlin, Hamburg sowie mit einigem Abstand in Karlsruhe, Hannover, Köln-Bonn, Aachen und Rhein-Main haben sie die größte Bedeutung. Bei Unternehmensgründungen zeigt sich ein regionales Zusammentreffen von Spitzentechnik und technologieintensiven Dienstleistern auf der einen und der Höherwertigen Technik und den nicht FuE-intensiven Industrien auf der anderen Seite.

Das technische Wissen bündelt sich in einer Reihe von Regionen in Deutschland mit jeweils wechselnden Schwerpunkten. Die relativ breite Streuung der innovativen Potentiale ist ein Vorteil. Sie macht - anders als bspw. in Frankreich oder Großbritannien - die Vielfalt der technologischen und sektoralen Kompetenzen sichtbar und bietet Investoren Alternativen. Die FuE-Intensität in deutschen Regionen, die innerhalb Deutschlands eher zu den weniger forschungsreichen zählen, liegt in fast allen Fällen deutlich höher als in anderen europäischen Regionen außerhalb der jeweiligen Metropolen (wie bspw. Paris und London). Deshalb ist die Ausgangsposition für die meisten westdeutschen Regionen im erwarteten "Wettbewerb der europäischen Regionen" als durchaus günstig zu bezeichnen.

Beise-Zee, Marian und Birgit Gehrke (1998), Zur regionalen Konzentration von Innovationspotentialen in Deutschland, ZEW-Dokumentation Nr. 98-09, Mannheim

Autoren/-innen Marian Beise-Zee // Birgit Gehrke