Politicians' Opinions on Rivals in the Competition for Firms: An Empirical Analysis of Reference Points Near a Border

ZEW Discussion Paper Nr. 11-020 // 2011
ZEW Discussion Paper Nr. 11-020 // 2011

Politicians' Opinions on Rivals in the Competition for Firms: An Empirical Analysis of Reference Points Near a Border

Zahlreiche Untersuchungen zu räumlichen Interaktionen von politischen Entscheidungen in der (kommunalen) Fiskalpolitik konzentrieren sich auf die Beziehungen zwischen Gebietskörperschaften in einer (einzigen) Region. Diese Arbeiten ignorieren gewöhnlich mögliche Interaktionen, die über die Regionengrenzen hinausreichen. In diesem Papier untersuchen wir die Gültigkeit einer solchen Einschränkung, wobei wir uns auf den kommunalen Steuerwettbewerb fokussieren. Im kommunalen Unternehmenssteuerwettbewerb sollte die Intensität des Wettbewerbs um mobiles Kapital zwischen den Gebietskörperschaften das Ausmaß ihrer strategischen Interaktionen in der Steuersetzung determinieren. Jedoch ist die zu Grunde liegende Wettbewerbsintensität kaum objektiv messbar, so dass der Einschätzung der Politiker über diese Realität eine entscheidende Rolle zukommt. Zu diesem Zweck analysieren wir die Einschätzungen von deutschen Lokalpolitikern hinsichtlich ihrer Hauptwettbewerber im Standortwettbewerb. Unsere empirischen Ergebnisse basieren auf OLS- und Natural Spline-Regressionen, in denen Umfragedaten von über 700 baden-württembergischen Bürgermeistern verwendet wurden. Diese zeigen, dass die meisten Politiker andere Städte und Gemeinden innerhalb ihres Bundeslandes als ihre Hauptwettbewerber ansehen. Jedoch gilt dieser Befund nur eingeschränkt für diejenigen Gemeinden, die in der „Nähe“ einer Grenze liegen; in diesen nehmen die Politiker auch einen starken Wettbewerbsdruck von jenseits der Grenze war. Dieses spiegelt die Einschätzung wider, dass Jurisdiktionen in der Nähe einer Grenze eine breitere Referenzgruppe aufweisen als gewöhnlich in der Literatur angenommen wird. Zudem unterscheidet sich die Bedeutung von Grenzen als Trennungslinie in Abhängigkeit von der Art der Grenze. Erstens ist ihr Effekt, ceteris paribus, schwächer (d.h. weniger einschränkend) für innerstaatliche im Vergleich zu internationalen Grenzen: Die Ergebnisse besagen, dass im Falle von innerstaatlichen Grenzen die Entscheidungsträger bis zu einer Grenzentfernung von etwa 20 km die Jurisdiktionen jenseits der Grenze berücksichtigen. Der äquivalente Effekt bei einer internationalen Grenze erlischt jedoch bereits nach etwa 12,5 km. Zweitens zeigt sich in unserem Datensatz, dass die französisch-deutsche Grenze einen stärkeren Effekt als die schweizerisch-deutsche Grenze ausübt. Eine vorsichtige Erklärung dafür ist, dass Politiker die kulturelle (d.h., die sprachliche) Dimension der jeweiligen Grenze als wichtiger erachten als die institutionelle Dimension (EU vs. nicht-EU). Alternativ könnte dies aber auch die aggressivere Unternehmenssteuerpolitik der Schweiz widerspiegeln. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass sich geographisch nahe liegende Jurisdiktionen als Wettbewerber um mobiles Kapital ansehen, ungeachtet des Bundeslandes oder Staates in dem sie gelegen sind. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die gewöhnlich verwendeten nachbarschafts- und distanzbasierten Entfernungsmatrizen zu präzisieren, indem Grenzgemeinden anders als im Landesinneren gelegene Gemeinden behandelt werden, um so verzerrte Schätzungen der räumlichen Interaktionen zu vermeiden.

Geys, Benny und Steffen Osterloh (2011), Politicians' Opinions on Rivals in the Competition for Firms: An Empirical Analysis of Reference Points Near a Border, ZEW Discussion Paper Nr. 11-020, Mannheim.

Autoren/-innen Benny Geys // Steffen Osterloh