Ingenieure und Facharbeiter im Maschinen- und Anlagebau und sonstigen Branchen - Analyse der sozialdemographischen Struktur und der Tätigkeitsfelder

ZEW-Dokumentation Nr. 99-05 // 1999
ZEW-Dokumentation Nr. 99-05 // 1999

Ingenieure und Facharbeiter im Maschinen- und Anlagebau und sonstigen Branchen - Analyse der sozialdemographischen Struktur und der Tätigkeitsfelder

Der Maschinen- und Anlagenbau erwartet in Zukunft größere Probleme bei der Nachwuchs-gewinnung. Der quantitative Mangel an hochqualifizierten Fachkräften im Maschinen- und Anlagenbau wird durch die sinkenden Absolventenzahlen der ingenieurwissenschaftlichen Fächer verursacht. Auch die Anzahl der Lehrlinge in den Berufen des Maschinen- und Anla-gen-baus sinkt kontinuierlich. Der qualitative Engpaß bei der Nachwuchsgewinnung resultiert aus den sich wandelnden und wachsenden Anforderungen an die Mitarbeiter im Maschinen- und Anlagenbau. Angesichts der sinkenden Zahl der Berufseinsteiger werden sich die Beschäf-tigungschancen der zukünftigen Ingenieure sowie der Facharbeiter mit den typischen Berufen des Maschinen- und Anlagenbaus vermutlich verbessern, vorausgesetzt sie verfügen über die notwendigen Qualifika-tionen. Das Nachwuchsproblem kann allerdings nur gelöst werden, wenn das Arbeitsangebot an die Anforderungen der Arbeitsnachfrage angepaßt wird.

Das Ziel dieser Studie ist daher eine differenzierte Analyse der beruflichen Situation von Inge-nieu-ren und betrieblich ausgebildeten Facharbeitern mit den typischen und wichtigsten Beru-fen des Maschinen- und Anlagenbaus sowie von Technischen Zeichnern.

In Westdeutschland waren im Jahr 1991 etwa 94 Prozent der Hochschul-absolventen der Fach-richtungen Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Wirtschafts- und Betriebstechnik berufstätig. In den neuen Bundesländern waren es hingegen nur 91 Prozent. Die Erwerbsquote der Inge-nieure sank während der folgenden vier Jahre in beiden Regionen, wobei sie in Westdeutsch-land immer noch über jener der übrigen Hochschulabsolventen lag. Aller-dings hat sich die Erwerbslosenquote der westdeutschen Ingenieure mehr als verdoppelt und übersteigt im Jahr 1995 die Erwerbslosenquote der Absolventen anderer Fach-richtungen. Im Vergleich zu den Ingenieuren sind die Facharbeiter mit industriellen Metall- und Elektroberufen und die Tech-nischen Zeichner insgesamt weniger erwerbstätig. In Westdeutschland sank ihre Erwerbs-quote von 86 auf 84 Prozent. In den neuen Bundesländern stieg sie hingegen zwischen den Jahren 1991 und 1995 von 69 auf 71 Prozent. Insgesamt stieg der Anteil der Erwerbslosen an allen Erwerbspersonen in Westdeutschland bei nahezu allen Berufsgruppen des Maschi-nen- und Anlagenbaus. In den neuen Bundesländern ist keine einheitliche Entwicklung zu erken-nen.

Jeder dritte Hochschulabsolvent der Fachrichtung Maschinen- und Fahrzeugbau oder der Elek-trotechnik gibt an, daß er oder sie im April 1995 überwiegend analysiert, mißt, erprobt, plant oder konstruiert. Dieser hohe Anteil weist darauf hin, daß das Know-how der Ingenieure dieser Fachrichtungen insbe-sondere in den Forschungsabteilungen der Unternehmen nachgefragt wird. Am häufigsten sind Ingenieure als qualifizierte Fachkraft angestellt. Ihr Anteil schwankt zwischen 47 Prozent bei den Elektrotechnikern und 33 Prozent bei den Wirtschafts- und Betriebstechnikern. Unabhängig von der Fachrichtung der Ingenieure arbeiten etwa 20 Prozent der Ingenieure in der Position von Sachgebiets- oder Abteilungsleitern. Die Absolventen der anderen Fach-richtungen befinden sich deutlich selte-ner in derart gehobenen Situationen. Auch hinsichtlich der Vertretung in Positionen der Geschäftsführung stehen die Absolventen der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge rela-tiv gut da. Der Anteil der Hochschulabsol-venten, die keine ausbildungsadäquate Beschäftigung gefunden haben, liegt für alle drei Fach-richtungen bei etwa 10 Prozent und entspricht dem Anteil bei den sonstigen Hochschulabsol-venten. Daraus folgt, daß die Ingenieure kein höheres Risiko haben, unterwertig beschäftigt zu werden, als andere Universitäts-absolventen. Die Beschäftigungen der Ingenieure konzentrie-ren sich nicht auf einige wenige Branchen, son-dern verteilen sich auf sehr viele verschiedene Wirtschaftszweige. Insgesamt arbeiten nur knapp 15 Prozent aller Ingenieure in der Maschi-nenbaubranche. Auffallend hoch sind die Anteile der Öffentlichen Verwaltung und der unter-nehmensbezogenen Dienstleistungen (jeweils etwa 6 Prozent).

Das Tätigkeitsbild der Facharbeiter mit Berufen des Maschinen- und Anlagenbaus unterschei-det sich deutlich von dem der Ingenieure. Über 60 Prozent der ausgewählten Facharbeiter arbei-ten direkt an Maschinen oder stellen Produkte her, indem sie installieren, montieren oder bauen. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Berufen. Die Fachar-beiter mit Berufen des Maschinen- und Anlagenbaus arbeiten im Durchschnitt in niedrigeren betrieblichen Stellungen. Über 70 Prozent aller Mechaniker und Energieelektroni-ker sind als Facharbeiter angestellt. Weitere 10 bis 20 Prozent sind Angelernte. Der Vergleich mit anderen Berufsgruppen weist darauf hin, daß die beruflichen Ent-wicklungsmöglichkeiten der Fachar-beiter in den Berufen des Maschinen- und Anlagenbaus eher begrenzt sind. Die wichtigsten Arbeitgeber der Facharbeiter mit Berufen des Maschinen- und Anlagenbaus sind die Unter-nehmen der Maschinenbaubranche und der Herstellung von Metallerzeugnissen, die insgesamt fast 40 Prozent der ausgewählten Berufsgruppen beschäftigen. Es zeigt sich, daß diese Erwerbs-tätigen stärker auf bestimmte Branchen konzentriert sind als die Ingenieure. Ihre Berufsmöglichkeiten sind demnach auch nicht so vielfältig wie die der Ingenieure.

Wolf, Elke (1999), Ingenieure und Facharbeiter im Maschinen- und Anlagebau und sonstigen Branchen - Analyse der sozialdemographischen Struktur und der Tätigkeitsfelder, ZEW-Dokumentation Nr. 99-05, Mannheim

Autoren/-innen Elke Wolf