Human Capital Investment Strategies in Europe

ZEW Discussion Paper Nr. 11-033 // 2011
ZEW Discussion Paper Nr. 11-033 // 2011

Human Capital Investment Strategies in Europe

Die Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Union schafft neue Möglichkeiten auch für die Bildungspolitik. Aufgrund der höheren Mobilität nimmt die Verschränkung von Bildungssystemen und regionalen Arbeitsmärkten zu. Die Bildungspolitik blickt damit neben den Bildungsinvestitionen und Ergebnisse innerhalb eines Landes zunehmend auf die Bildungsprozesse in Europa insgesamt. Dennoch gibt es bislang erst wenige Analysen zu optimalen Investitionsstrategien in die Humankapitalbildung in Europa, die den ganzen Lebenszyklus umfassen. Die vorliegende Studie möchte diese Forschungslücke schließen und zum Verständnis alternativer Investitionsstrategien und ihrer Konsequenzen für die Entwicklung des Humankapitals in Europa beitragen. Es werden die Wohlfahrtskonsequenzen von Strategien untersucht, die entweder auf unterschiedliche Altersgruppen, auf spezifische Bildungsgruppen oder Länder fokussieren. Als theoretische Grundlage dient ein Modell der Humankapitalbildung, das durch abnehmende Grenzerträge von Bildungsinvestitionen in einer Periode gekennzeichnet ist, und das dem kumulativen und synergetischen Prozess der Bildung von Fähigkeiten im Lebenszyklus Rechnung trägt. Die Parameter, die den Aufbau des Humankapitals sowie die Entwicklung der individuellen Einkommen im Lebenszyklus und deren Verteilung steuern, werden für 29 Länder Europas mit Hilfe der PISA Daten sowie offiziell verfügbarer Statistiken zur Bevölkerung, Altersverteilung, Bildungsausgaben, Lebensdauer und Pro-Kopf Einkommen ermittelt. Humankapitalentwicklung, Einkommen und Lebenserwartung hängen maßgeblich von den Humankapitalinvestitionen in der Kindheit ab, die aus dem familiären und schulischen Umfeld resultieren. Im Erwachsenenalter entscheiden die Individuen über die optimale Höhe ihrer Bildungsinvestitionen. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Bildungsinvestitionsstrategien werden mit einer Wohlfahrtsfunktion bewertet, in der neben dem Ziel der Effizienz das Ziel der Gleichheit unterschiedlich gewichtet werden kann. Beispielsweise hat in skandinavischen im Vergleich zu angelsächsischen Ländern das Ziel der Gleichheit ein höheres Gewicht. Die Bewertung bezieht jeweils die Humankapitalbildung im gesamten Lebenszyklus ein, und nicht nur die Ergebnisse von spezifischen Bildungsstufen, wie etwa der Hochschul- oder Vorschulbildung. Als Ergebnis zeigt sich unter anderem, dass mehr Bildungsinvestitionen in die Förderung benachteiligter Kinder bereits in der Vorschulzeit getätigt werden sollten, wenn das Gleichheitsziel im Vordergrund steht. Auch wenn das Effizienzziel Priorität hat, verbessern zusätzliche Investitionen in der frühen Lebensphase für alle Kinder die gesellschaftliche Wohlfahrt. Falls sowohl die Kosten der Ausbildung wie auch die Bildungsertragsfunktion einheitlich in Europa sind, werden Politiken zur Verringerung der Ungleichheit von Bildungsinvestitionen effektiver.

Pfeiffer, Friedhelm und Karsten Reuß (2011), Human Capital Investment Strategies in Europe, ZEW Discussion Paper Nr. 11-033, Mannheim.

Autoren/-innen Friedhelm Pfeiffer // Karsten Reuß