ZEW-Umfrage bei Finanzmarktexperten: Gute Noten für Basel III - Systemische Risiken bestehen nach wie vor

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Basel III schützt Banken besser vor künftigen Krisen. Davon zeigt sich die große Mehrheit der 214 Finanzmarktexperten überzeugt, die das ZEW zu den geplanten Änderungen der Eigenkapitalregulierung, kurz Basel III genannt, befragt hat. Zur Stabilität der Banken trägt nach Auffassung der Experten besonders die durch Basel III festgelegte höhere Kernkapitalquote bei sowie die engere Definition dessen, was als Kernkapital gelten darf. Ebenfalls stabilisierend wirkt, so die Experten, der Ausweis einer Kennzahl in der Bankenbilanz, die den Verschuldungsgrad des Geldinstituts offenlegt (Leverage Ratio).

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht hat sich unter dem Druck der Finanzmarktkrise auf umfassende Änderungen bei der Eigenkapitalregulierung von Banken geeinigt. Über diese Änderungen, auch Basel III genannt, werden die Staats- und Regierungschefs auf dem G20-Gipfel Mitte November in Seoul entscheiden. Nach Einschätzung der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten ist Basel III geeignet, das Risiko von Banken zu senken und deren Stabilität zu erhöhen.

Rund 92 Prozent der vom ZEW befragten Analysten befürworten, dass die Kernkapitalquote - Fachkreise sprechen von der Tier 1 Mindesteigenkapitalquote - bis zum Jahr 2019 von derzeit vier auf sechs Prozent steigen soll. Die Kernkapitalquote beschreibt das Verhältnis von Aktien oder Genossenschaftsanteilen und Gewinnrücklagen zu den risikobezogenen Aktiva. Eine höhere Kernkapitalquote bedeutet für die Bank, dass sie höhere Rücklagen bilden oder neue Anteilsscheine ausgeben muss, um mögliche Verluste besser abfangen zu können.

Darüber hinaus begrüßen 85 Prozent der Befragten eine engere Definition dessen, was künftig als hartes Kernkapital gelten soll. Basel III sieht vor, dass stille Einlagen bei Aktiengesellschaften in Zukunft nicht länger zum harten Kernkapital gehören. Denn häufig können sie nicht umstandslos herangezogen werden, um die Verluste eines Unternehmens zu decken. Durch die striktere Definition von Kernkapital steigt somit die Fähigkeit der Bank, Verluste zu tragen.

Schließlich erwarten gut 82 Prozent der befragten Finanzmarktexperten, dass die Einführung einer Leverage-Ratio die Transparenz auf den Finanzmärkten erhöht. Die Leverage-Ratio spiegelt das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme wider und gibt damit Aufschluss über den Verschuldungsgrad einer Bank. Basel III sieht vor, dass die Banken eine Leverage Ratio von drei Prozent nicht überschreiten sollen.

Die Einführung eines Eigenkapitalzuschlags für systemrelevante Banken ist zwar nicht im Rahmen von Basel III geplant, dennoch wird sie derzeit diskutiert. Dass sie die Stabilität von Banken erhöhen würde, deren Insolvenz Auswirkungen auf das gesamte Bankensystem hätte, erwarten immerhin 58 Prozent der Befragten.

Dagegen sind 82 Prozent der Meinung, dass die Bankenabgabe, die die Bundesregierung erst vor wenigen Monaten beschlossen hat, nicht die Stabilität der Geldinstitute erhöhen wird. Die Bankenabgabe sieht vor, dass die deutsche Kreditwirtschaft in Zukunft für die Kosten von Finanzkrisen zum Teil selbst aufkommen muss. Hierzu soll ein Sicherungstopf angelegt werden, in den die Geldinstitute jährlich etwa eine Milliarde Euro einzahlen.

Die Änderungen von Basel III zielen vor allem darauf ab, einzelne Banken besser gegen Krisen zu wappnen. Um das systemische Risiko im Bankensektor insgesamt zu reduzieren, reichen nach Meinung von 43 Prozent der Befragten die jetzt vorgesehenen Änderungen allerdings noch nicht aus. Dass Basel III sehr wohl die Finanzmärkte insgesamt sicherer machen wird, davon zeigt sich aber immerhin fast ein Drittel der Befragten überzeugt.

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Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de