ZEW-Studie: Management des EU-Emissionshandels verursacht hohe Kosten

Forschung

Rund 800 Unternehmen in Deutschland nehmen am EU-Emissionshandel teil. Sie geben über 8,7 Millionen Euro im Jahr für das Management und die Administration des Emissionshandels aus. Das entspricht einer durchschnittlichen Belastung von über 10.000 Euro pro Unternehmen und Jahr. Besonders groß ist die Kostenbelastung für Kleinemittenten, die weniger als 25.000 Tonnen CO2 im Jahr ausstoßen. Ihre Kosten liegen im Vergleich zu großen Emittenten bis zu zehnmal höher pro Tonne CO2. Um diese ungleiche Belastung zu beseitigen, könnten Kleinemittenten vom Emissionshandel ausgenommen und durch andere Anreize zur CO2-Einsparung veranlasst werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Kleinemittenten müssen im Vergleich zu größeren Emittenten bis zu zehnmal mehr für administrative Kosten pro emittierter Tonne CO2 aufbringen. Bei Emittenten mit weniger als 25.000 Tonnen Emissionen pro Jahr – das ist etwa die Hälfte der regulierten Betriebe – fallen Transaktionskosten zwischen 0,33 Euro und 1,48 Euro pro emittierte Tonne CO2an. Mit steigender Emissionsmenge verringern sich die durchschnittlich anfallenden Transaktionskosten deutlich. So sinken sie beispielsweise für Unternehmen, die mehr als 100.000 Tonnen CO2emittieren – das sind rund ein Viertel der regulierten Betriebe – unter 0,10 Euro pro Tonne CO2. "Dieses Ergebnis macht deutlich, dass im Management des Emissionshandels klare Größenvorteile bestehen. Größere Emittenten können erheblich effizienter mit dem Instrument verfahren als kleinere", sagt Peter Heindl, Umweltökonom am ZEW.

Um die ungleiche Kostenbelastung zu beseitigen, könnte eine Regelung nach australischem Vorbild getroffen werden. In Australien müssen Kleinemittenten erst gar nicht am jüngst eingeführten Emissionshandel teilnehmen. Bei ihnen ist vielmehr bereits beim Kauf von fossilen Rohstoffen eine entsprechende CO2-Abgabe eingepreist. "Dies setzt  ökonomische Anreize zur CO2-Minderung, während gleichzeitig der administrative Aufwand gering gehalten wird", erklärt Heindl.

Der größte Teil der administrativen Kosten im EU-Emissionshandel entfällt auf die Berechnung und Verifizierung der jährlichen Emissionsmengen (69 Prozent). Deutlich geringe Anteile entfallen auf den Handel mit Emissionsrechten (20 Prozent) und auf die allgemeine Informationsbeschaffung (11 Prozent).

Neben dem Problem der ungleichen Kostenbelastung der Einzelunternehmen durch die Administration des Emissionshandels ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ein anderer Effekt von großer Bedeutung. Da die Höhe der anfallenden Transaktionskosten von der Emissionsmenge der Unternehmen abhängt, ist der finanzielle Anreiz zur CO2-Einsparung unterschiedlich stark gegeben. "In der Praxis verspüren kleine Emittenten stärkere Anreize zur CO2-Einsparung als größere. Dieser ungewollte Effekt hat zwar keinen Einfluss auf die ökologische Wirksamkeit des Emissionshandels, er mindert jedoch seine ökonomische Effizienz indem er die Größeren weniger anspornt als die Kleinen", sagt Heindl.

Für die ZEW-Studie wurden Daten von 150 Unternehmen in Deutschland ausgewertet, die am EU-Emissionshandel teilnehmen. Im EU-Emissionshandel werden seit 2005 Treibhausgasemissionen von Industriebetrieben und von Energieerzeugern reguliert. Ziel ist die Senkung des Treibhausgasausstoßes in der EU bis zum Jahr 2020 um 21 Prozent im Vergleich zum Niveau im Jahr 2005.

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