Umfrage unter Finanzmarktexperten - Mittelfristig steigende Inflation im Euroraum und weniger akkomodierende Geldpolitik der EZB erwartet

Forschung

Die Inflationsrate im Euroraum wird im laufenden Jahr bei im Median zwei Prozent und im Jahr 2012 bei im Median 2,4 Prozent liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter 227 Finanzmarktexperten im Februar 2011.

Vor dem Hintergrund steigender Inflationsrisiken gehen die vom ZEW befragten Experten davon aus, dass die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) künftig weniger akkomodierend sein wird. Damit ist gemeint, dass die künftige EZB-Politik die Konjunktur und den Bankensektor weniger unterstützen wird. Dies insbesondere auch deshalb, weil sich die konjunkturelle Situation mittlerweile deutlich verbessert hat und geringere Risikoprämien ferner darauf hindeuten, dass sich der Handel am Interbankenmarkt wieder normalisiert. Zur Bekämpfung der Finanzkrise hatte die EZB sowohl die Leitzinsen gesenkt, um die Konjunktur zu stimulieren, als auch zu unkonventionellen, liquiditätspolitischen Maßnahmen gegriffen. Letztere gaben den Banken die Möglichkeit, sich bei der EZB zu refinanzieren, als dies über den Interbankenmarkt nicht möglich war. Alle diese Maßnahmen können nun Zug um Zug zurückgefahren werden, wobei die Finanzmarktexperten allerdings davon ausgehen, dass die EZB Änderungen nur sehr allmählich vornehmen wird.

So rechnen beispielsweise 80 Prozent der Befragten damit, dass die nächste Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes in vier bis zwölf Monaten bevorsteht. Im Median wird mit einer Erhöhung des wichtigsten Leitzinses der EZB im Oktober 2011 gerechnet. Auf Sicht von einem Jahr gehen die Experten von einem Hauptrefinanzierungssatz zwischen 1,0 und 1,5 Prozent aus, auf Sicht von zwei Jahren von einem Intervall zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Der entsprechende Zins in der Mitte des Intervalls beträgt somit im Februar 2012 1,25 Prozent und im Februar 2013 2,0 Prozent.

Eine Erhöhung des Hauptrefinanzierungssatzes halten 32 Prozent der Experten für richtig, 68 Prozent sind der Ansicht, dass für die nahe Zukunft das aktuelle Niveau von einem Prozent durchaus angemessen ist. Hinsichtlich der liquiditätspolitischen Maßnahmen ist genau die Hälfte der Experten der Ansicht, dass diese zunächst im aktuellen Umfang beibehalten werden sollten. Dagegen sprechen sich 48 Prozent für ein Zurückfahren dieser Maßnahmen aus.

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