Krisen erhöhen Ungleichheit in den USA

Forschung

Noch jahrelang ist nach einer Krise ein Anstieg der Ungleichheit in den USA zu beobachten.

Ein zentrales Ziel der G20 ist es, die Widerstandsfähigkeit ihrer Mitglieder gegen die negativen Folgen von Wirtschaftskrisen zu verbessern. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung vergleicht, wie acht OECD-Länder seit dem Jahr 1970 Krisen mit einem starken Exportrückgang überstanden haben. Während sich Deutschland, Japan und Australien als Länder entpuppen, die Krisen vergleichsweise gut überstehen, zeigen sich Frankreich und Italien als besonders verletzlich. Die USA stellen einen Sonderfall dar: Zwar stabilisiert sich die Wirtschaftskraft recht schnell, doch die Ungleichheit nimmt nach überstandenen Krisen zu.

Am besten schneiden im Vergleich Japan und Australien ab. Beiden Ländern ist es seit den Ölkrisen der 1970er Jahre immer wieder gelungen, die negativen Folgen eines Rückschlags im Welthandel rasch zu überwinden. In beiden Ländern konnte ein nennenswerter Anstieg von Arbeitslosigkeit und ein starker Wachstumseinbruch vermieden werden.

Gleichzeitig ist es in diesen Ländern nach einer Krise nicht zu einem stärkeren Anstieg der Ungleichheit oder Armut gekommen. Frankreich und Italien haben Krisen bislang besonders wenig entgegenzusetzen. Exporteinbrüche führen in diesen Ländern dauerhaft zu mehr Armut und höherer Arbeitslosigkeit. „Für Frankreich zeigt sich erneut, welch große Reformaufgabe der neue Präsident zu bewältigen hat“, betont Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ sowie Projektleiter der Studie.

"Die USA sind für Europa kein Vorbild in Sachen Krisenstrategie"

Deutschland zeigt hingegen eine gute Widerstandskraft. Zwar ist es bei den Krisen in früheren Jahrzehnten zu einem deutlicheren Wachstumseinbruch in der Bundesrepublik gekommen. Die Finanzkrise ist zuletzt aber nicht mehr mit einer dauerhaften Verschlechterung der ökonomischen Leistung einhergegangen. „Deutschland ist aufgrund seiner hohen Exportquote zwar verletzlich in Bezug auf plötzliche Rückschläge im Welthandel. Das Land ist aber inzwischen anpassungsfähig genug, um diese Schocks rasch zu verarbeiten“, erläutert Heinemann.

Die USA zeigen ein besonderes Krisenmuster. Zwar gelingt es dem Land rasch, Wachstum und Beschäftigung nach einem Exporteinbruch zu stabilisieren. Noch jahrelang ist nach einer Krise aber ein Anstieg der Ungleichheit zu beobachten. „Die USA sind für Europa kein Vorbild in Sachen Krisenstrategie. Die geringe Aufmerksamkeit der USA für die Verlierer einer Krise dürfte in Europa nicht auf Akzeptanz stoßen“, so Heinemann.

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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail friedrich.heinemann@zew.de