Innovationserhebung für Deutschland 2010 - Mit Schwung aus der Krise

Forschung

Die Unternehmen in Deutschland haben trotz der schweren Wirtschaftskrise ihren Innovationskurs beibehalten. Zwar gingen die Innovationsausgaben im Jahr 2009 erstmals nach 13 Jahren zurück. Die Abnahme war jedoch geringer als der Umsatzeinbruch, so dass die Innovationsintensität - das ist der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz - anstieg. Für 2010 und 2011 planen die Unternehmen bereits wieder höhere Innovationsausgaben, die an das Vorkrisenniveau des Jahres 2008 heranreichen. Dies sind Ergebnisse der jetzt veröffentlichten Innovationserhebung für Deutschland 2010. Sie wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung sowie infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt.

Im Jahr 2009 sind die Innovationsausgaben der deutschen Unternehmen um elf Prozent auf 112,1 Milliarden Euro und damit auf das Niveau des Jahres 2005 gefallen. Hauptverantwortlich für diesen Rückgang sind die im Vorjahresvergleich um 22 Prozent gesunkenen Investitionen in Anlagen wie etwa Maschinen, Software und Patente. Demgegenüber reduzierten die Unternehmen ihre laufenden Innovationsaufwendungen, etwa für Personal und Sachmittel, nur geringfügig. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) blieben faktisch konstant.

Die rückläufigen Innovationsbudgets sind eine unmittelbare Reaktion auf die Wirtschaftskrise. Die stark gesunkene Kapazitätsauslastung und die geringe Nachfrage machten Neuinvestitionen in rationellere Verfahren und die Herstellung neuer Produkte unattraktiv. Außerdem wurde die Neueinführung von Produkten hintangestellt, sodass entsprechende Marketingausgaben wegfielen. Die Innovationsausgaben sanken allerdings nicht so stark wie die Umsätze, sodass die Innovationsintensität von 2,72 auf 2,74 Prozent anstieg. Besonders konsequent hielt die forschungsintensive Industrie (Fahrzeugbau, Maschinenbau, Elektroindustrie, Chemie/Pharma) Innovationskurs und erhöhte die Innovationsintensität von 7,7 auf 8,4 Prozent.

2010 und 2011 Anstieg der Innovationsausgaben geplant

Mit dem Konjunkturaufschwung werden auch die Innovationsausgaben wieder steigen. 2010 ist eine Zunahme um sechs Prozent und 2011 um vier Prozent auf 123,4 Milliarden Euro geplant. Damit wäre das Niveau von 2008 (125,8 Milliarden Euro) fast wieder erreicht. Zu beachten ist, dass die Planzahlen noch unter eher zurückhaltenden Konjunkturaussichten im Frühjahr und Sommer 2010 abgegeben wurden. Durch die deutlich günstigere Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2010 und die guten Aussichten für 2011 sind höhere Wachstumsraten der Innovationsausgaben wahrscheinlich.

Höchste Innovatorenquote in Chemie- und Pharmabranche

Das ungünstige Marktumfeld für Innovationen im Jahr 2009 spiegelt sich auch im Anteil der Unternehmen wider, die Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt haben. Über alle Wirtschaftszweige hinweg fiel die sogenannte Innovatorenquote 2009 auf 42,4 Prozent nach 47,2 Prozent im Jahr 2008. Dabei variiert die Innovatorenquote zwischen einzelnen Branchen erheblich. Wie schon in den Vorjahren war 2009 die Chemie- und Pharmabranche besonders erfolgreich, neue Produkte oder Prozesse zu etablieren. Auch die Elektroindustrie, EDV/Telekommunikation sowie der Fahrzeug- und Maschinenbau zeigten sich innovationsstark. Besonders niedrig war die Innovatorenquote 2009 dagegen im Transportgewerbe, den Unternehmens¬diensten, der Entsorgungswirtschaft und dem Großhandel. Für 2010 planten wieder deutlich mehr Unternehmen Innovationsaktivitäten. Ihr Anteil dürfte auf 46 bis 47 Prozent steigen.

Anteil der forschenden Unternehmen stabil

Im Jahr 2009 betrieben in Deutschland rund 30.000 Unternehmen (mit fünf oder mehr Beschäftigten in den in der Innovationserhebung erfassten Branchen) kontinuierlich FuE. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um rund 1.800 Unternehmen. Da im Krisenjahr 2009 jedoch auch die Anzahl an Unternehmen merklich abnahm, blieb der Anteil der kontinuierlich forschenden Unternehmen mit 11,6 Prozent nur wenig unter dem Spitzenwert aus dem Jahr 2008 (12,1 Prozent). Damit erweist sich die Bereitschaft der kleinen und mittleren Unternehmen, sich kontinuierlich mit FuE zu befassen, als weitgehend krisenresistent.

Niedrigere Umsätze mit neuen Produkten

12,6 Prozent des Umsatzes aller Unternehmen in Deutschland wurden 2009 mit neu am Markt eingeführten Produkten erwirtschaftet. 2008 lag dieser Anteil noch bei 16,3 Prozent. Besonders ausgeprägt war der Rückgang in der forschungsintensiven Industrie. Hier sank der Umsatzanteil mit neu am Markt eingeführten Produkten von 38 auf 32 Prozent. Die Abnahme beim Umsatz mit neuen Produkten ist vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen die Einführung neuer Produkte verschoben haben, um der krisenbedingten Nachfrageflaute auszuweichen.

Höchste Innovationsintensität in der Elektroindustrie und im Fahrzeugbau

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen 2009 die Elektroindustrie (9,6 Prozent), der Fahrzeugbau (9,6 Prozent) sowie die Chemie- und Pharmaindustrie (7,5 Prozent) eine hohe Innovationsintensität auf. Finanzdienstleister und Unternehmen der Energieversorgung reinvestieren dagegen weniger als ein Prozent ihres Branchenumsatzes in Innovationsprojekte.

Für Rückfragen zum Inhalt

Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-184, E-Mail rammer@zew.de