Die EZB-Anleihekäufe sind zu umfangreich und dauern zu lange

Kommentar

Die EZB hat in ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause keine Änderungen an ihrer Zinspolitik vorgenommen.

Erwartungsgemäß hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Fortsetzung ihres Wertpapierkaufprogramms über das Jahresende hinaus beschlossen. Bis Dezember dieses Jahres wird sie Anleihen im Umfang von 60 Milliarden Euro und von Januar 2018 bis mindestens September 2018 im Umfang von 30 Milliarden Euro pro Monat kaufen. Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, nimmt dazu Stellung.

„Die Verringerung der Anleihekäufe war angesichts der kräftigen Erholung der Eurozone überfällig. Die Drosselung ist aber zu gering ausgefallen. Die EZB kauft zu viel und zu lange. Besonders die für 2018 angekündigten Ankäufe von Staatsanleihen im Umfang von weiteren 225Milliarden Euro sind problematisch.

2018 wird damit das vierte Jahr in Folge, in dem die EZB dem Markt für Euro-Staatsanleihen mehr Kapital zuführt, als alle Euro-Staaten zusammen über ihre Haushaltsdefizite in Anspruch nehmen. Außerdem verschärft sich mit jedem Monat das Problem, dass die EZB nur noch bei den hoch verschuldeten Euro-Staaten ausreichende Volumina für ihre Ankäufe findet. Daher dürften die Anteile von Italien, Frankreich und Spanien an den EZB-Anleihebeständen weiter wachsen. All das liefert den Kritikern Munition, die der EZB vorwerfen, unter dem Deckmantel der Geldpolitik monetäre Haushaltsfinanzierung zu betreiben.“

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Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Telefon 0621/1235-149, E-Mail friedrich.heinemann@zew.de