Deutscher Mittelstand - Aktuell erfolgreich besetzte Marktnischen sind kein Garant für Erfolg in der Zukunft

Forschung

Der Erfolg mittelständischer Unternehmen in Marktnischen ist kein Selbstläufer, sondern muss durch stetige Innovation und Anpassung an Veränderungen immer wieder neu erworben werden.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland setzen auf Spezialisierung und Nischen. Das ist auch in Zukunft ein Erfolgsmodell. Märkte und Produkte unterliegen jedoch einem stetigen Wandel. Um weiterhin erfolgreich zu sein, müssen die KMU ihre Strategiefähigkeit erhöhen. Das zeigt eine neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die Studie mit dem Titel "Innovativer Mittelstand 2025 – Herausforderungen, Trends und Handlungs-empfehlungen für Wirtschaft und Politik" zeigt eine Aufspaltung der KMU in zwei Gruppen. Jene Unternehmen, die frühzeitig Trends erkennen, Fragen aufwerfen und mittel- und langfristige Strategien entwickeln, um unter veränderten Rahmenbedingungen neue Wege zu gehen. Sie erkennen die Potenziale neuer Entwicklungen und wissen diese für sich zu nutzen. Unter diesen stetig forschenden und innovierenden Unternehmen finden sich auch diejenigen, die mit dem Label "Hidden Champions" bezeichnet werden.

Auf der anderen Seite gibt es die Unternehmen, die eher ad hoc und kundengetrieben innovieren. Sie nehmen disruptive Veränderungen, die bestehende Technologien, Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen vollständig verdrängen können, eher als Problem, denn als Chance wahr. Ihnen fehlen oft Instrumente zur Erfassung von Markt- und Technologietrends. Zudem mangelt es ihnen an eigenständigen Strategien und Lösungsansätzen, um sich den neuen Herausforderungen erfolgreich zu stellen und den Anschluss nicht zu verlieren.

Unternehmen mangelt es an Strategie- und Handlungsfähigkeit

Aktuell geht von vier Trends ein Handlungsdruck auf mittelständische Unternehmen aus: vom verstärkten Innovationswettbewerb, von der Digitalisierung, von der Globalisierung sowie vom demographischen Wandel. Erfolgreich besetzte Nischen der Gegenwart sind unter den sich rasch wandelnden Rahmenbedingungen keine Garantie für den Unternehmenserfolg der Zukunft. Dabei erweist sich der Mangel an Strategie- und Handlungsfähigkeit in vielen Unternehmen als größtes Hemmnis für die Entwicklung von KMU und für die Fortführung des "Erfolgsmodells Mittelstand". Denn für die mittelständischen Unternehmen gilt: Ohne eine mittelfristige Personalplanung werden sie den Wettbewerb um Fachkräfte verlieren; ohne eine frühzeitige Nachfolgeregelung werden sie führungslos dastehen; ohne eine Digitalisierungsstrategie werden sie ihre Prozesse nicht auf die Erfordernisse einer vernetzten globalisierten Wirtschaft ausrichten können. Genau diese Herausforderungen muss der innovative Mittelstand bestehen, wenn er auch in Zukunft erfolgreich im Wettbewerb bestehen will.

Aus dem dargestellten Befund leitet die Studie eine Reihe von Handlungsempfehlungen ab, um die Strategie- und Handlungsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen zu erhöhen. Dazu zählt beispielsweise, eine größere Transparenz für aktuelle und künftige Entwicklungen zu schaffen, sei es für neue Produkte, Prozesse oder Arbeitszeitmodelle und die Überprüfung der aktuell besetzten Marktnische auf ihre Tragfähigkeit für die Zukunft. Des Weiteren ist für die KMU von großer Bedeutung, Digitalisierungskompetenzen zu entwickeln und durch eine vorausschauende Personalpolitik der sich abzeichnenden Fachkräftelücke entgegenzuwirken.

Mit Blick auf die staatliche Innovationsförderung bei KMU stellt die Studie fest, dass die nationale Förderlandschaft eine breite Palette von Maßnahmen und Programmen bereit hält. Insbesondere die Kontinuität und Verlässlichkeit dieser Programme sind von großer Bedeutung. Eine direkte Belohnung unternehmerischer Innovationsbereitschaft wäre allerdings die nach wie vor in Deutschland nicht vorhandene steuerliche Forschungsförderung, da sie die Möglichkeit zu unmittelbaren Rückflüssen in die FuE-Budgets der Unternehmen eröffnet und so zusätzliche Kapazitäten bereit gestellt werden könnten.

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Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-184, E-Mail rammer@zew.de