Deutsche Wirtschaft schraubt Innovationsausgaben kräftig nach oben

Forschung

Die deutsche Wirtschaft hat im Jahr 2015 so viel wie noch nie für Innovationen ausgegeben.

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Innovationsausgaben im Jahr 2015 stärker gesteigert, als ursprünglich geplant. Mit insgesamt 157,4 Milliarden Euro hat die deutsche Wirtschaft 2015 so viel wie noch nie in Innovationsvorhaben investiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (2014: 145,0 Milliarden Euro) legten die Innovationsausgaben um 8,8 Prozent zu. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt die aktuelle Erhebung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zum Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Erhebung wird seit 1993 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Sozialwissenschaft (infas) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) durchgeführt.

Durch die kräftige Erhöhung des Innovationsbudgets wurde bereits im Jahr 2015 das Ausgabenniveau erreicht, das eigentlich erst für 2016 anvisiert war. Auch für die Jahre 2016 und 2017 ist mit steigenden Innovationsausgaben um bis zu knapp vier Prozent zu rechnen. Getragen wird dieser Anstieg nicht nur von Großunternehmen, sondern vor allem auch von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

In drei von vier Hauptsektoren haben die Unternehmen hierzulande ihren Innovationsetat im Jahr 2015 aufgestockt. Mit 101,2 Milliarden Euro entfielen fast zwei Drittel der gesamten Innovationsausgaben auf die forschungsintensive Industrie, was einem Plus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die wissensintensiven Dienstleister gaben rund zwölf Prozent mehr aus (25,0 Milliarden Euro), die sonstigen Dienstleister sogar 20 Prozent (9,4 Milliarden Euro). Allein in der sonstigen Industrie gingen die Innovationsausgaben mit minus 0,2 Prozent leicht zurück (auf 21,3 Milliarden Euro).

In den Jahren 2016 und 2017 will die deutsche Wirtschaft weiter in Innovationen investieren. Für 2016 planen die Unternehmen im Frühjahr mit einem Anstieg der Innovationsausgaben um 1,6 Prozent auf 159,8 Milliarden Euro. Allerdings verteilt sich die Budgetplanung unterschiedlich auf die vier Hauptsektoren. Während die forschungsintensive Industrie sowie die wissensintensiven Dienstleister mit Zuwächsen von 2,7 Prozent beziehungsweise 4,1 Prozent kalkulieren, nehmen die sonstige Industrie und die sonstigen Dienstleister ihre Innovationsetats um 3,2 Prozent beziehungsweise 6,2 Prozent zurück. Getragen werden die getätigten und geplanten Investitionen in den Jahren 2015 bis 2017 vor allem von den Branchen Fahrzeugbau, gefolgt von den IT-Dienstleistungen, der Chemie- und Pharmaindustrie, der Elektroindustrie sowie vom Maschinenbau.

KMU sind auf zusätzliche Innovationsanreize angewiesen

Neben den Großunternehmen haben vor allem KMU ihr Innovationsbudget im Jahr 2015 kräftig aufgestockt. Im Vergleich zu 2014 wurden mit einem Plus von 9,8 Prozent die Innovationsausgaben überdurchschnittlich stark erhöht. Besonders expansiv war dabei die Gruppe der Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Im Gegensatz zu den Großunternehmen planen KMU für die kommenden Jahre 2016 und 2017 mit einem reduzierten Innovationsbudget: Die Investitionen sollen 2016 um 2,7 Prozent und 2017 um 0,9 Prozent sinken. "Die Großunternehmen bleiben perspektivisch auf Expansionskurs. Bei den KMU ist der jüngste Anstieg nicht nachhaltig. Offenbar ist die Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung groß", sagt Dr. Christian Rammer, Leiter der Innovationserhebung am ZEW. "Um das Innovationspotenzial in den KMU dauerhaft zu mobilisieren, sind zusätzliche Innovationsanreize nötig."

Schließlich erreicht auch die sogenannte "Innovationsintensität" Rekordwerte, also der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz der deutschen Wirtschaft. Im Jahr 2015 stieg die Innovationsintensität insgesamt auf 3,0 Prozent, der höchste bisher gemessene Wert seit Beginn der Erhebung. Allen voran erreichte die Elektroindustrie – erstmals seit dem Jahr 2011 wieder – mit einem Wert von 10,4 Prozent die höchste Innovationsintensität unter den einzelnen Branchen. Im Fahrzeugbau, dem traditionellen Zugpferd der vergangenen Jahre, blieb das Verhältnis von Innovationsausgaben zu Umsatz bei 9,9 Prozent auf Vorjahresniveau. Einen deutlichen Anstieg von 6,5 Prozent auf 8,5 Prozent konnten die technischen Dienstleistungen verbuchen, was vor allem auf die höheren Ausgaben im Bereich der FuE-Dienstleister zurückgeführt werden kann. Die Chemie- und Pharmaindustrie weist mit 8,1 Prozent ebenfalls eine sehr hohe Innovationsintensität auf. Zu den besonders innovationsintensiven Branchen zählen schließlich die EDV/Telekommunikation mit einem Wert von 7,1 Prozent und der Maschinenbau mit 5,9 Prozent.

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Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-184, E-Mail rammer@zew.de