ZEW-Konferenz an der Schnittstelle von öffentlichen Finanzen und Entwicklung

Konferenzen

Professor Sergei Guriev gab in seinem Vortrag einen Überblick über Verteilungswirkungen des Wechsels von Plan- zu Marktwirtschaft.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat gemeinsam mit dem Arbeitskreis für Europäische Integration (AEI) am 8. und 9. Mai 2017 die alljährliche ZEW Public Finance Conference ausgerichtet. Den rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde ein vielseitiges Programm geboten, in dessen Rahmen aktuelle Forschungsarbeiten aus allen Bereichen der öffentlichen Finanzen sowie politischen Ökonomik präsentiert wurden. Den Schwerpunkt der diesjährigen Konferenz bildete empirische Forschung an der Schnittstelle zwischen öffentlichen Finanzen und Entwicklung.

Zum Auftakt der Konferenz lieferte Hauptredner Sergei Guriev, Chefökonom der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie Professor für Ökonomie an der Universität Sciences Po in Paris, Einblicke in die Verteilungswirkungen aus dem Übergang von Plan- zu Marktwirtschaft. Auf Basis von Befragungsdaten für die ehemaligen kommunistischen Staaten legte Professor Guriev dar, dass lediglich eine Minderheit durch den Wechsel zur Marktwirtschaft mehr Einkommen erhalten habe. Eine Steigerung der verfügbaren Einkommen sei erst langfristig erfolgt. Dies könnte in Folge eine negative Wahrnehmung der Veränderung sowie eine weitere Stärkung radikaler politischer Parteien nach sich ziehen.

Digitalisierung kein Universalrezept zur Verminderung von Armut

Als zweiter Hauptredner diskutierte Ravi Kanbur, Professor für Ökonomie an der Cornell University in den Vereinigten Staaten, über das Potenzial sowie Grenzen der Digitalisierung für zielgerichtete Fiskaltransfers mit dem Ziel der Armutsreduktion. Auf Basis von Erfahrungen aus Reformen in Entwicklungsländern zeigte Professor Kanbur, dass eine verstärkte Digitalisierung zwar einen großen Beitrag zur Bekämpfung von ungerechtfertigtem Transferbezug leisten kann, jedoch nicht alle fundamentalen Probleme im Kontext zielgerichteter Transferzahlungen lösen könne. Die Digitalisierung sei somit kein Universalrezept zur effektiven Verteilung solcher Fördermittel.

Breites Spektrum der Forschung im Bereich der öffentlichen Finanzen und politischen Ökonomik vertreten

Im weiteren Verlauf der Konferenz präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 15 Sessions aktuelle Forschungsergebnisse und erhielten angeregtes Feedback von den Koreferenten/-innen sowie dem Auditorium. Inhaltlich deckten die Beiträge ein breites Spektrum ab, das vom Einfluss von Steuern auf Investitionsentscheidungen über Gewinnverlagerungsverhalten von Unternehmen reichte. Neben den Wirkungen fiskalischer Dezentralisierung sowie staatlichen Transfers wurden die Verteilungswirkungen von fiskalpolitischen Maßnahmen intensiv betrachtet.