Projektpartner diskutieren Allgegenwart der Arbeit bei interdisziplinärer Abschlusskonferenz am ZEW

Konferenzen

Management-Professorin Ellen Ernst Kossek gab in ihrer Keynote einen Überblick über Formen der Arbeits-Flexibilität.

Wie verändert sich unser Leben durch orts- und zeitflexible Arbeitsformen? Welche Auswirkungen hat die Allgegenwart der Arbeit auf uns? Und wie können veränderte Arbeitswelt und Privatleben gut vereinbart werden? Diesen Fragen geht das ZEW gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Arbeitsforschung (IfADO) und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) im Kooperationsprojekt zur Allgegenwart der Arbeit – dem sogenannten "Ubiquitous working" – nach. Am 23. und 24. März 2017 kamen rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Disziplinen Betriebswirtschaftslehre, Informatik, Ökonomie, Psychologie und Soziologie zur interdisziplinären Abschlusskonferenz nach Mannheim und diskutierten über durch digitale Technologien ermöglichte flexible Arbeitsformen.

Managment-Professorin Ellen Ernst Kossek von der Purdue University in Indiana, USA, gab in ihrer Keynote zunächst einen Überblick über den Facettenreichtum von flexiblen Arbeitsformen. Dabei betonte sie, dass nicht alle Formen der Arbeits-Flexibilität notwendigerweise für die Beschäftigten mehr Freiheit in der eigenen Zeiteinteilung ermöglichen. Darüber hinaus seien in verschiedenen Branchen und Berufen sehr unterschiedliche Maßnahmen hilfreich, um die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben zu verbessern. Die Herausforderungen im Einzelhandel seien beispielsweise ganz andere als in IT-Firmen. Doch gäbe es auch Gemeinsamkeiten erfolgreicher Flexibilisierung über Branchen- und Berufsgrenzen hinweg. Lösungen müssten auf die spezifischen lokalen Bedürfnisse aller Beteiligten eingehen. Dies könne am besten im offenen Gespräch zwischen Management und Arbeitskräften mit Verständnis für die Sicht des Gegenübers gelingen. Hierzu stellte sie Ergebnisse mehrerer Feldexperimente in Unternehmen der IT-Branche und des Einzelhandels vor, die dies untermauerten.

Vermischung von Beruf und Privatleben nicht nur eine Belastung

Als weitere Hauptrednerin diskutierte Sabine Sonnentag, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Mannheim, die Wirkung von beruflicher IKT-Nutzung (Telefon, Smartphone, Laptop) in der Freizeit. Obwohl die berufliche Kommunikation in der Freizeit dazu führe, dass sich Beschäftigte schlechter von der Arbeit erholen können, sei die negative Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden eher schwach ausgeprägt. Die Möglichkeit, auch außerhalb der regulären Arbeitszeit zu arbeiten, sei wahrscheinlich zumindest für einige Beschäftigte ebenfalls eine Ressource zur besseren Bewältigung von Beruf und Privatleben und werde daher nicht nur als Beanspruchung wahrgenommen. Diese Vermutung belegte sie mit Ergebnissen einer aktuellen Pilotstudie, die in Zukunft fortgesetzt werden soll.

Leibniz-Forschungsprojekt „Ubiquitous Working: Herausforderungen und Chancen der vernetzten Arbeitswelt“

Im Leibniz-Forschungsprojekt Ubiquitous Working: Herausforderungen und Chancen der vernetzten Arbeitswelt“ von ZEW, IfADO und IWM beschäftigen sich die Forschenden noch bis Ende Juni 2017 mit orts- und zeitflexiblen Arbeitsformen, die durch neue digitale Technologien wie Smartphone, mobiles Internet und Laptops deutlich erleichtert werden. Im Zentrum des Projekts steht die interdisziplinäre Erforschung von Chancen und Risiken der Allgegenwart der Arbeit. In diesem Sinne wurde auf der Abschlusskonferenz des Projekts unter anderem die Wirkung flexibler Arbeitsformen wie Vertrauensarbeitszeit und Home Office auf Geschlechterunterschiede am Arbeitsmarkt diskutiert. Weitere hochaktuelle Themen waren die Vermischung von Berufs- und Privatleben sowie digitale Arbeitsmärkte wie beispielsweise das Crowd Working.