Jugendarmut auf dem Vormarsch – IWF-Expertinnen Yackovlev und Chen am ZEW

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Ungleichheit und Armut hat soziale und ökonomische Konsequenzen für Europa - IWF-Ökonomin Irene Yackovlev im ZEW Research Seminar

Tingyuen Chen und Irene Yackovlev vom Internationalen Währungsfond (IWF) präsentierten am 16. Februar 2018 das IWF-Forschungspapier „Inequality and Poverty across Generations in the European Union“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. In ihrem Vortrag betonten die IWF-Ökonominnen die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit und die langfristigen Folgen eines unzureichenden Sozialschutzes für Jugendliche in Europa.

Wie lässt sich die Ungleichheit zwischen den Generationen in Europa erklären? Wie kann die Politik sicherstellen, dass junge Europäer nicht weiter hinter dem Rest der Bevölkerung zurückfallen? Das Forschungspapier aus der IWF-Reihe Staff Discussion Notes untersucht diese zentralen Fragen zur wachsenden Schere zwischen Alt und Jung. Nach der Veröffentlichung der Studie im Januar 2018 durch IWF-Direktorin Christine Lagarde in Davos diskutieren IWF-Ökonominnen und Ökonomen ihre Ergebnisse nun im Rahmen von Vortragsreisen zu führenden politischen Institutionen und Forschungsreinrichtungen. Der IWF greift so Input von Experten/innen weltweit auf und regt zur Diskussion über die europäische Jugendarmut an.

Wachsende Kluft zwischen den Generationen

Im Vergleich zu den Jahren vor der globalen Finanzkrise hat sich die Schere zwischen den Generationen in Europa erheblich vergrößert. Standen Jung (18-24) und Alt (65+) zuvor noch einem ähnlichen Armutsrisiko gegenüber, ist es in den Jahren nach der Finanzkrise insbesondere für junge Menschen gestiegen. Für ältere Menschen ist das Risiko dagegen stark zurückgegangen. Ursachen hierfür sind laut IWF-Studie vor allem in der Arbeitsmarkt- und Fiskalpolitik zu finden. Die europäische Bevölkerung altert und entsprechend sind Systeme zur Einkommensstützung dafür gerüstet, Altersarmut zu beseitigen. Gleichzeitig steigt aber auch die Kinder- und Jugendarmut. Die Herausforderungen, mit denen arme Kinder und arbeitslose Jugendliche heute konfrontiert sind, kommen im System häufig zu kurz. Folglich ist heute jeder vierte junge Europäer von Armut bedroht. Das Einkommen liegt dabei bei weniger als 60 Prozent des europäischen Mittelwerts.

Was sollten politische Entscheidungsträger tun?

Anschließend an diese Beobachtungen diskutiert der IWF mögliche politische Lösungen, die dabei helfen sollen, Ungleichheit und Armut zwischen den Generationen in Europa zu reduzieren. Junge Europäer sollen zukünftig nicht weiter hinter dem Rest der Bevölkerung zurückfallen. Die Ratschläge der Experten/-innen basieren dabei auf den drei Säulen Arbeitsmarkt, Sozialschutz- und Steuersysteme. So schlägt der IWF Investitionen in Bildung und Ausbildung vor. Dies würde junge Menschen dabei unterstützen, Qualifikationslücken zu schließen und ihre Beschäftigungsaussichten für die Zukunft zu verbessern. Im Bereich der sozialen Säule regen die Ökonominnen und Ökonomen an, Sozialausgaben anzupassen. Insbesondere im Bereich der Arbeitslosen- und Rentenleistungen sehen sie Nachholbedarf, um sicherzustellen, dass junge Menschen besser geschützt sind. Ein progressiver ausgerichtetes Steuersystem und Vermögenssteuern bilden die dritte Säule. Diese könnten dabei helfen, dringend benötigte Sozialprogramme für jüngere Bürger zu finanzieren.

Aktuelle Forschungsergebnisse im ZEW Research Seminar

Die Präsentation des IWF-Forschungspapiers fand im Rahmen eines ZEW Research Seminars statt. In einem zirka zweiwöchigen Rhythmus geben ZEW-Wissenschaftler/innen und externe Vortragende Einblicke in den Forschungsstand ausgewählter Fachgebiete und Forschungsprojekte. Vierteljährliche Highlights in der Reihe der ZEW-Forschungsseminare sind die Vorträge renommierter nationaler und internationaler Wissenschaftler/innen.