Dritte internationale Gründungskonferenz am ZEW

Konferenzen

Rosemarie Ziedonis (Boston University) präsentiert Ergebnisse ihres Forschungsprojektes bei der Gründungskonferenz am ZEW.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veranstaltete gemeinsam mit dem Mannheim Centre for Competition and Innovation (MACCI) und dem Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim am 6. und 7. Juni 2016 die „Third International Conference on the Dynamics of Entrepreneurship“ (CoDE). Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich in diesen beiden Tagen über aktuelle Forschungsergebnisse zu Themen der Gründungsforschung ausgetauscht.

Grundlage der Diskussion in den parallelen Sitzungen waren 39 Vorträge, die aus rund 120 Bewerbungen ausgewählt wurden. Wichtige Themen waren unter anderem die Finanzierungsbedingungen von Unternehmensgründungen. Neben der Bedeutung von Venture Capital (VC) wurde das relativ neue Finanzierungsinstrument Crowdinvesting diskutiert. Hierbei handelt es sich um eine Finanzierungsform, bei der sich typischerweise viele Personen mit geringen, teilweise aber auch hohen Investitionsbeträgen an jungen Unternehmen beteiligen. Die Beiträge lieferten eine fundierte Einführung in die Funktionsweise des Crowdinvestings bzw.
-fundings.

Vier Keynotes zu den wichtigsten aktuellen Gründungsthemen

Darüber hinaus lud das ZEW vier renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, die jeweils eine Keynote zu aktuellen Gründungsthemen hielten. Javier Miranda (U.S. Bureau of the Census, Washington) sprach über den seit der Jahrtausendwende zu beobachtenden Rückgang der Anzahl stark und schnell wachsender Unternehmensgründungen in den USA. Rosemarie Ziedonis (Boston University) referierte Ergebnisse ihres Forschungsprojektes zur Problematik junger Hightech-Unternehmen, sich über Fremdkapital zu finanzieren. Demnach wird der Zugang zu Krediten erleichtert durch den Besitz von Patenten, die liquidierbar sind, sowie die Finanzierungszusage von am Unternehmen beteiligten VC-Gebern an weiteren Finanzierungsrunden. Thomas Åstebro (HEC Paris) thematisierte in seinem Vortrag die Evaluation eines Trainingsprogramms zur Stimulierung sozialer unternehmerischer Tätigkeit (Social Entrepreneurship). Die Ergebnisse legen nahe, dass dieses Programm für diesen Zweck ungeeignet ist. Er betonte mit der Aussage „Erziehung zum Unternehmertum ist nicht möglich“, dass Ausbildungsprogramme insgesamt – also auch in anderen Wirtschaftsbereichen – ungeeignet sind, um das Gründungsgeschehen anzukurbeln. Guido Bünstorf (Universität Kassel) sprach abschließend über das Gründungsgeschehen in der Laser-Industrie in Deutschland und dessen Entwicklung in den letzten 50 Jahren. Im Gegensatz zu den USA, wo es zu einer Konzentration von nur wenigen großen Unternehmen kam, ist der Unternehmensbestand in Deutschland seit 2007 auf hohem Niveau recht stabil. Dieser Unterschied erkläre sich durch den relativ hohen Anteil akademischer Spin-off-Gründungen in Deutschland in diesem Wirtschaftsbereich, also den Gründungen von Personen mit wissenschaftlichem Hintergrund. Das habe die Überlebenswahrscheinlichkeit dieser jungen Unternehmen verbessert.

Wissenschaft, Wirtschaft und Politik tauschen sich zu Wagniskapital aus

Die Bedeutung von Wagniskapitalfinanzierung für wachstumsorientierte junge, innovative Unternehmen war Thema der Podiumsdiskussion am ersten Konferenztag. In diesem Rahmen diskutierten Wissenschaftler (Georg Licht, ZEW und Reint Gropp, IWH Halle) mit Vertretern aus Wirtschaft (Claus Kremoser, Phenex GmbH, Heidelberg), EU-Einrichtungen (Frank Lang, European Investment Fund, Luxemburg) und Politik (Johannes Velling, BMWi). Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Kapitalbasis in Europa für junge Unternehmen zu klein sei, um schnelles Wachstum zu ermöglichen. Hier müsse man es den USA gleichtun, dort können Hightech-Unternehmen viel mehr Wagniskapital akquirieren. Die Diskussion war kontrovers bei der Frage, ob die Politik hier eingreifen und Eigenkapitalinvestitionen oder Darlehen für junge innovative Unternehmen fördern solle. Es wurde angeregt, die Rahmenbedingungen in Europe dahingehend zu verändern, dass sie für Wagniskapitalgeber attraktiver werden: Beispielsweise müssten die Beschränkungen für einen Börsengang junger Unternehmen gelockert werde (wie es im sogenannten Neuen Markt der Fall war). Dies würde die Gewinnperspektiven für Anleger erhöhen. So könnten VC-Fonds aus den USA nach Europa gelockt werden.