KfW/ZEW-CO2-Barometer 2016: Weiterhin Handlungsbedarf im Klimaschutz – auch nach Paris

Forschung

Deutsche Unternehmen im Emissionshandel erwarten keinen wirksamen Klimaschutz durch das Paris-Abkommen.

Deutsche Unternehmen, die am EU-Emissionshandelssystem (EU-EHS) teilnehmen, haben niedrige Erwartungen an die Wirksamkeit des Abkommens der UN-Klimakonferenz von Paris im Jahr 2015. Rund 60 Prozent der Unternehmen gehen nicht von einer nachhaltigen globalen Reduzierung von Treibhausgasemissionen als Folge des Abkommens aus. Auch Auswirkungen des Abkommens auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung oder auf Standortentscheidungen erwartet die Mehrheit der befragten Unternehmen nicht. Allerdings rechnen die meisten Unternehmen nach dem drastischen Preisverfall der vergangenen Monate wieder mit etwas steigenden Preisen für CO2-Zertifikate. Das geht aus dem neuen KfW/ZEW-CO2-Barometer 2016 der KfW Bankengruppe und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor, in dem seit 2009 die Auswirkungen des EU-EHS auf die regulierten Unternehmen analysiert werden.

Der Preis für CO2-Zertifikate ist seit Dezember 2015 starken Schwankungen unterworfen. Nach einer zweijährigen Phase eines relativ stabilen Anstiegs – wenn auch auf ein eher niedriges Niveau von rund  acht Euro pro Tonne CO2 (€/t CO2)– erfolgte Anfang 2016 ein Preissturz um fast 50 Prozent. Die befragten Unternehmen vermuten als Gründe hierfür das regulatorische Umfeld, also eine zu hohe Ausstattung mit Zertifikaten, die abklingende globale Konjunktur und spekulative Geschäfte.

Ende Juni 2016 erfolgte dann ein weiterer Preissturz als Reaktion auf das „Brexit“-Votum. Das Vereinigte Königreich als zweitgrößter europäischer Emittent hat traditionell innerhalb des EU-EHS großen Einfluss und nutzte diesen in der Vergangenheit oftmals, um den Emissionshandel zu stärken, etwa durch eine stringentere Ausgestaltung der Obergrenze von Zertifikaten. Selbst wenn die britischen Emittenten weiterhin am Handelssystem teilnehmen, wird der politische Einfluss des Vereinigten Königreichs künftig sehr wahrscheinlich geringer ausfallen, was zu sinkenden Preiserwartungen für Zertifikate bei den Unternehmen im EU-EHS führt.

Anreize zur Emissionsreduzierung durch höhere Zertifikatspreise im EU-Emissionshandelssystem gering

Die deutschen Unternehmen im EU-EHS korrigierten ihre Preiserwartungen für CO2-Zertifikate nach diesen Ausschlägen im Vergleich zur Befragung des Vorjahres denn auch deutlich nach unten. Für Dezember 2016 erwarten sie im Durchschnitt einen CO2-Preis von 6,71 €/t und für Ende 2017 einen Anstieg auf 8,31 €/t. Die langfristigen Preiserwartungen dagegen bleiben stabil bei einem Niveau von rund 25 €/t für Dezember 2030. Allerdings liegt auch dieser Wert unter dem Preisniveau, ab dem die Mehrheit der Unternehmen bereits heute deutliche Anreize für die Investition in Vermeidungstechnologien gegeben sieht (rund 26 €/t CO2).

Entsprechend bleiben die Anreize des EU-EHS zur Emissionsreduzierung gering. Zwar geben 76 Prozent der befragten Unternehmen an, Maßnahmen zur Vermeidung von Treibhausgasen unternommen zu haben, jedoch erfolgte dies zumeist aus Gründen der Prozessoptimierung oder zur Reduzierung von Rohstoff- und Energiekosten. Nur rund 15 Prozent der Unternehmen, die Treibhausgase vermeiden wollen, nennen die Emissionsreduzierung als Hauptgrund für entsprechende Investitionen.

Das KfW/ZEW-CO2-Barometer – ein Kooperationsprojekt der KfW Bankengruppe und des ZEW – analysiert seit 2009 die Auswirkungen des EU-EHS auf die regulierten Unternehmen. Dazu werden jährlich rund 800 Unternehmen befragt. Davon geben im Durchschnitt ungefähr 130 Unternehmen pro Jahr Auskunft über ihre aktuelle Situation und zukünftigen Strategien.

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Dr. Daniel Osberghaus, Telefon 0621/1235-205, E-Mail osberghaus@zew.de

 

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